Gewaltiges Musikdrama mit "Schönheitsfehler"!
Das mal vorweg: Dies Oratorium des polnischen Komponisten ist ganz große Musik, gewaltig in der spätromantischen Tonsprache und Besetzung. Gewaltig ist auch die Handlung um das Rom Neros, die Christenverfolgung und Gotteserfahrung des Pertrus. Diese bekannte "Quo-Vadis-Romanvorlage" verwandelt Nowowiejski in eine Chor-dominierende Musik von großer Eindringlichkeit, die nicht ohne Grund schon früh in ganz Europa bekannt und beliebt wurde. Selten hat mich ein Oratorium so in den Bann gezogen. Das liegt sicherlich auch an den großartigen polnischen Interpreten unter Dirigent Borowicz, die das Werk ihres Landsmanns mit großer Leidenschaft zum Klingen bringen. So weit, so sehr gut, wenn da nicht ein - fast unverzeihliches - Versäumnis vorläge: Das Booklet beschreibt Werk, Inhalt und Interpreten ausführlich, der Abdruck des Librettos jedoch fehlt! Warum nur? Lag es an der polnischen Sprache? Der Booklettext berichtet, dass der polnische Text schon früh ins Deutsche und Englische übersetzt wurde. So hangelt sich der Hörer an den 24 (!!) Nummern des Oratoriums entlang, ohne genau zu wissen, "wo er ist"! Es hätte doch keines großen Aufwands bedurft, das polnische Libretto mit deutsch/englischer Übersetzung anzufügen. Das Booklet wäre etwas dicker und teurer geworden. Doch jeder Musikfreund wäre dankbar gewesen und die Edition dieses großartigen Werkes hätte dies Versäumnis nicht zu verzeichnen.
Doch auch so stellt diese cpo-Veröffentlichung ein herausragendes Ereignis (mit besagtem, kleinen Schönheitsfehler) dar!