Spannende und berührende Geschichte mit tollen Figuren, ein wahrer Pageturner!
Buchinhalt:
Weil ihre verwitwete Mutter schwer erkrankt, werden die drei kleinen Geschwister von Laura McAlister in ein Waisenhaus gebracht. Ohne Zustimmung der Mutter, die ihre Kinder zurück haben will, verschifft das Kinderheim die Geschwister nach Kanada, wo sie als billige Arbeitskräfte auf Farmen arbeiten sollen. Das will Laura nicht hinnehmen und versucht, zusammen mit dem jungen Anwalt Andrew, die Kinder zu finden. Da Andrew im Auftrag der Regierung einen Bericht über die Kinderverschickung schreiben soll, gelingt es den beiden, zumindest Garth und Katie ausfindig zu machen. Doch ihre „Besitzer“ wollen die Kinder nicht herausgeben…
Persönlicher Eindruck:
„Weiter als der Ozean“ ist bereits der zweite Roman zum Thema British Home Children-Programm, den ich lese. Zwischen den 1860er und 1930er Jahren verschiffte England über 100.000 Kinder nach Kanada, wo sie oft ein trauriges Dasein als billige Arbeitskräfte fristeten. Dabei scherte es die Heime wenig, ob es sich wirklich um Waisen handelte oder ob es noch Eltern gab.
So auch im vorliegenden Roman: das Schicksal, von dem die Autorin hier erzählt, fußt auf wahren Begebenheiten. Die drei Geschwister Garth, Katie und Grace kommen in ein Heim, nachdem die verwitwete Mutter schwer erkrankt und sich eine Weile nicht um ihre Kinder kümmern kann. Dass die drei eine volljährige Schwester haben, die sich um sie kümmern will, ist dabei unerheblich – Laura ist nicht der Vormund und so haben weder sie noch die Mutter irgend ein Recht an den drei Kleinen.
Es ist erschreckend, was Katie auf ihrer Arbeitsstelle in Kanada erlebt und wie sie behandelt wird: kaum zu essen, kein liebevolles Wort und einen Schlafplatz im Stall, arbeitet die 14Jährige von früh bis spät. Ihrem Bruder ergeht es ähnlich. Auch wenn ihn sein „Besitzer“ ordentlich behandelt, gibt er den Jungen nicht heraus, als er erfährt, dass dieser noch Familie hat, die ihn wiederhaben möchte.
Die Beschreibung des damaligen Lebens in den Kinderheimen und auf der Verschickung in die Neue Welt ist bildhaft und nachvollziehbar gestaltet. Die handelnden Personen sind tiefgründig und glaubhaft angelegt, so dass man sich gleich zu Beginn in die McAlisters einfühlen und mit ihnen hoffen und bangen kann.
Der Roman, der im christlichen Verlag Gerth Medien erschienen ist, weist an vielen Stellen dezente christliche Botschaften auf und behandelt Themen wie Gottvertrauen, Hoffnung und das sichere Wissen um Gottes Geborgenheit, auch in zunächst aussichtsloser Situation.
Im Nachwort erläutert die Autorin einige historische Details zum British Home Children-Programm und deutet an, dass eine Fortsetzung zu diesem Roman in Arbeit wäre, denn der Schluss ist offen und macht aufgrund des Cliffhangers neugierig, wie es weiter geht und ob es für die McAlisters ein Happy End geben wird. Der Verbleib der Jüngsten, Grace, ist noch komplett im Dunkeln, so dass ich mich heute schon auf den 2. Band freue.
Mein Fazit: ein berührender, spannender und bildgewaltiger Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Eine absolute Leseempfehlung, keine Frage!