Eine Reise an bibelhistorische Stätten im Heiligen Land – jedoch durchaus auch mit einigen Kritikpunkten.
Buchinhalt:
Auf insgesamt fast 300 Seiten reist der Leser ins biblische Israel – vom Stammvater Abraham über den Auszug der Israeliten aus Ägypten bis zu Jesu Leben und seinem Tod am Kreuz behandelt Autor Zeevi unterschiedliche Themen rund um die Bibel und zeigt seinen Lesern das Heilige Land und seine Menschen. Dabei lernt man als Leser einiges über das Judentum und reist literarisch zu zahlreichen historischen Stätten.
Persönlicher Eindruck:
Wer noch nie eine Reise in das Heilige Land gemacht hat, hat hier die Möglichkeit, zusammen mit Autor und Israel-Reiseführer Assaf Zeevi viele Stätten des Alten und Neuen Testaments kennen zu lernen. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf dem Alten Testament, was wahrscheinlich darin begründet liegt, dass Zeevi selbst Jude ist und er sich selbstverständlich mit dem Grundstock des Judentums identifiziert – den Volk Israel.
Beginnend mit dem Stammvater Abraham macht sich der Leser auf eine Reise zurück in die Geschichte des Volkes Israel als auch in die Bibel, man lernt zahlreiche biblische Personen (eventuell neu) kennen und vertieft das Wissen um Leben und Denken der Menschen in der damaligen Welt. Gut gefallen haben mir dabei die Exkurse in jüdische Religion, Brauchtum und Denkweise, denn eines sollte man nicht vergessen: Auch Jesus war Jude und lebte genau in dieser Tradition. Wer die Bibel verstehen will, muss das Judentum verstehen, zumindest die wichtigsten Eckpfeiler.
Wie in seiner Aufgabe als Reiseführer erzählt Zeevi vom Land und den Leuten: obwohl jedem Kapitel kleine Karten mit einigen der angesprochenen Orte vorausgehen, hatte ich beim Lesen einige Schwierigkeiten, denn ich bin nicht ortskundig. Der Autor kennt sich in der Gegend aus, aber genau das ist das Problem: für einen ortsunkundigen Leser fehlt eine große, genaue Landkarte (idealerweise zum Ausklappen oder im Innendeckel), die sämtlich Orte und die jeweiligen Reiserouten der biblischen Personen verdeutlicht. Am besten noch mit einer weiteren Karte mit den Orten der Gegenwart zum Vergleich – leider gibt es hier beides nicht.
Ich gebe ehrlich zu: ich hatte ein bisschen andere Vorstellungen von diesem Buch. Ich hatte mir mehr Fotos erhofft, von archäologischen Funden, antiken Stätten und der Gegend. Doch mit Fotos geizt der Band, und wo welche zu finden sind, haben sie keine erklärenden Bildunterschriften (die findet man schließlich hinten im Buch, aber ganz ehrlich: welcher Leser schaut zuerst hinten nach? Man liest den Schluss nicht vorher – ich zumindest nicht).
Zeevi ist orts- und bibelkundig, keine Frage. Allerdings will er meiner Meinung nach auch mehr, als er leisten kann. Für meine Begriffe grenzt er zu wenig ab, was nun wissenschaftliche Meinung ist und was seine ganz persönliche. Die meisten Argumente nimmt er aus dem Bibeltext und genau da gibt es aber unterschiedliche Übersetzungs- und Auslegungswege. Woher nimmt Zeevi an vielen Stellen zu Personen und Ereignissen seine Meinung? Mir fehlen bei der Lektüre einfach Zitate aus anderen wissenschaftlichen Quellen, denn ein Stück weit ist „Lass das Land erzählen“ auch ein bibelarchäologisches Werk – und Archäologe bzw. Historiker ist Assaf Zeevi eben keiner. Seine Erzählweise ist eingängig und auch humorvoll, aber seine Meinung auch ziemlich absolut. Kritisch sehe ich u.a. auch seine Spitzen gegen das Christentum am Ende. Natürlich ist er Jude und für die Juden ist Jesus nicht der Messias. Aber als Autor müsste Zeevi hier meiner Meinung nach neutral bleiben.
Letztendlich ist das vorliegende Buch eine gute Grundlage, sich näher mit der Bibel und dem Heiligen Land zu beschäftigen, es hat aber einige kleinere und größere Schwachstellen und überzeugt einen (bibel)historisch interessierten Leser nur zum Teil. Daher gibt’s von mir nur eine mittlere Bewertung von 3 Sternen – mir fehlten ganz eindeutig Bilder, ohne die ich bei noch so guter Beschreibung nicht auskomme, wenn ich die biblischen Stätten näher betrachten möchte – und ein Glossar der ganzen Begriffe aus dem Judentum. Schade, aber da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.