Für mich eine Enttäuschung, ich hatte mir wirklich mehr erhofft. Kein Meisterwerk, tut mir leid.
Buchinhalt:
Die 17jährige Sarah entstammt einer kinderreichen Arbeiterfamilie aus Londons Armenviertel Soho. Als Hilfskraft bei der Näherin Weaver, bei der auch Sarahs Mutter arbeitet, kommt sie in Kontakt mit Lady Sudbury, die das Mädchen schließlich als Gesellschafterin engagiert und unter ihre Fittiche nimmt. Unter ihrer Protektion entwickelt sich das ungelernte Mädchen ohne Schulbildung schnell zu einer klugen jungen Frau. Sarah tritt ein in die Welt der mondänen Londoner Auktionshäuser…
Persönlicher Eindruck:
Neben all den Landgütern, Hotels, Kaffee- und Teekontoren, die im Genre des historischen Romans gerade so „in“ sind, ist die Kulisse diesmal die Welt der Auktionshäuser. Dem Grundprinzip „Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen baut sich ein Leben jenseits des Armenviertels auf“ folgt auch diese Geschichte: ein durchaus eingängiges Konzept, aus dem schon zahlreiche spannende Romane erwuchsen.
Hauptfigur ist Sarah, eine Paradeheldin, die aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie entstammt und alle möglichen positiven Eigenschaften in sich vereinigt: Sarah ist wissbegierig, ehrlich, höflich, arbeitsam und sympathisch, sie hilft bei der Erziehung ihrer jüngeren Geschwister und stellt ihr eigenes Wohl stets hinten an. Als sie die Brosche einer reichen Dame, die diese bei Sarahs Arbeitgeberin vergessen hatte, zurückbringt, kommt sie in Kontakt mit Lady Sudbury, die fortan ihre Mentorin werden soll. Sarah tritt in deren Dienste und bekommt von der Lady fortan Bildung und eine Perspektive.
Das klingt alles sehr schön und das ist es auch, leider mangelt es vielerorts an der Glaubwürdigkeit. Denn entweder ist Sarah ein Wunderkind oder die Geschichte einfach zu rosarot erzählt: Sarah lernt in drei Jahren mehrere Sprachen, lernt, sich in gehobener Gesellschaft zu bewegen und steigt im Nu vom Proletarierkind zur Sekretärin und später Expertin in einem Londoner Auktionshaus auf. All das nur mit ein paar Büchern und der Lady als „Lehrer“ – für mich war das ziemlich an den Haaren herbei gezogen.
Der Einblick in die Welt der Kunst und des Auktionshandels war recht plastisch, auch die Beschreibung des prekären Zustände der Arbeiterschicht, in der Kinderreichtum und Armut, Perspektivlosigkeit und Alkoholismus oft Hand in Hand gingen, empfand ich als sehr bildhaft. Leider ließ genau diese Bildhaftigkeit nach etwa der Hälfte der Erzählung spürbar nach, was ich sehr bedauere.
Mir fehlte zum einen die Tiefe in den Figuren, welche mit fortschreitender Handlung zunehmend austauschbar und blass wurden. Zum anderen fehlte mir die Authentizität. Dadurch, dass fast alles, was mit der Protagonistin Sarah und ihrer Entwicklung zusammenhängt, so unglaublich glatt und reibungslos, so vollkommen ohne Drama oder persönliche Rückschläge über die Bühne ging, wurde viel Potential einfach verschenkt. Wenn ich hier mit Romanen mit ähnlicher Ausgangslage für die Hauptfigur, wie z.B. der Helgoland-Saga von Anna Jessen vergleiche, blieb für mich „Das Auktionshaus“ leider nur ein seichter Historienroman, der mich nicht vom Hocker gerissen hat.
Nebenfiguren mit Zündstoff und Dynamik für die Handlung starben entweder recht schnell durch Unfälle oder zogen heiratsbedingt weg, das gab mir beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin nach kurzer Zeit nichts mehr mit ihren Charakteren anzufangen wusste und das Potential ihres Handlungskonzeptes nur hinter dem Thema Auktionshandel suchte. Dort ging die Luft aber sehr schnell aus und die Farblosigkeit und Austauschbarkeit der Nebenfiguren taten das ihrige. Gegen Ende hin dominierte einfach die Langeweile.
Eine Frage bleibt: warum hetzt die Geschichte gerade zum Ende hin merkwürdig schnell durch die Handlung? Warum die Eile, musste das Buch schnell fertig werden? Für meinen Geschmack überhaupt nicht gelungen und eine Enttäuschung.
Alles in allem war mir die Handlung für ein Buch dieser Länge einfach zu seicht, um wirklich zu begeistern. In meinen Augen ist „Das Auktionshaus“ lediglich ein flacher Unterhaltungsroman, der nicht lange im Gedächtnis haften bleibt.