Berührender und spannender Roman um Familiensinn, Liebe und Vergebung - eine absolute Leseempfehlung!
Buchinhalt:
England, gegen Ende des 19. Jahrhunderts: die junge Schneiderin Eileen hütet seit 8 Jahren ein Geheimnis, von dem sie hofft, dass es auch geheim bleibt. Als junges Mädchen von einem Soldaten geschwängert gab sie ihr Baby gleich nach der Geburt in ein Waisenhaus – doch jetzt ist sie auf der Suche nach ihrer leiblichen Tochter. Eileen kommt in das Dorf Almsbrick, wo sie sich schnell einen Namen als Schneiderin macht und die Witwe Moira kennen lernt, in deren adoptiertem Kind sie ihre eigene Tochter zu erkennen glaubt...
Persönlicher Eindruck:
Das mit über 600 Seiten sehr umfangreiche Werk einer mir bislang noch unbekannten christlichen Romanautorin hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert: Dineke Epping breitet vor ihrer Leserschaft eine herzerwärmende Geschichte mit tollen Figuren aus, die viel Stoff zum Nachdenken liefert und den christlichen Aspekt glaubhaft und unaufdringlich in eine mehr als spannende Handlung verwebt.
Würde man nicht ab und zu durch Ortsbezeichnungen darauf gestoßen, dass die Geschichte im ländlichen England spielt, könnte sich der Plot genauso gut auch vor einer Westernkulisse im Stil von „Unsere kleine Farm“ zugetragen haben. Ich hatte jedenfalls während des Lesens eher einen kleinen Ort in der weiten Prärie vor meinem inneren Auge: eine Gegend mit kleinen Farmen, weitem Land und einer kleinen Stadt mit Gemischtwarenladen, Schule, Kirche – immer wieder ein Garant für heimelige Geschichten. So auch hier: es ist im Grunde zweitrangig, wo sich die Handlung nun genau abspielt. Es sind die Menschen, die die Geschichte lebendig machen und dem Leser das Gefühl geben, dazuzugehören und hautnah dabei zu sein.
Hauptfiguren sind zweifelsfrei Eileen, die junge Schneiderin, die sehnsüchtig nach ihrem Kind sucht, das sie einst weggeben musste und das sie nun schmerzlich vermisst. In meinen Augen macht Eileen im Laufe der Handlung eine große Entwicklung durch: glaubwürdig wird geschildert, wie sie zunächst relativ eigensüchtig und mit der kleinen Maggie bei Nacht und Nebel verschwinden möchte, weil nur sie sich als wahre Mutter sieht. Erst nach einer ganzen Weile erkennt Eileen, dass sie dann Moira, Maggies Adoptivmutter, dasselbe antäte, was ihr einst angetan wurde. Es ist dabei erstaunlich, dass Eileen auf langer Strecke keine einzelnen Gedanken daran verschwendet, das das Wohl des Kindes bei ihrem ursprünglichen Vorhaben gar nicht zur Debatte stand. Erst als sie Matthew kennen lernt und Stück für Stück in die Dorfgemeinschaft hineinwächst, wandelt sich ihr Denken. Vollkommen authentisch - wer weiß, wie man selbst an Eileens Stelle gedacht und gehandelt hätte.
Die zweite Hauptfigur ist Matthew, ein kriegsversehrter Ex-Soldat und hart arbeitender Farmer, der schwer an seinem Kriegstrauma leidet und der genau wie Eileen Dämonen aus seiner Vergangenheit mit sich herumschleppt. Natürlich ist es schnell klar, dass Matthew sich in Eileen verliebt, doch es ist lange nicht sicher, ob seine Gefühle erwidert werden, hat sich Eileen doch geschworen, sich nie wieder auf einen Soldaten einzulassen. Matthew ist ein Paradebeispiel von hart arbeitendem Farmer, bodenständigem Menschen und in gewissem Maße auch eine Art Ersatzvater für die kleine Maggie.
Alle anderen Figuren sind ebenfalls mit Tiefe und ihren individuellen Eigenheiten angelegt, so dass es mir nach 640 Seiten jedenfalls sichtlich schwer fällt, das kleine Dorf Almsbrick wieder zu verlassen.
Mit „Ein Band, das nie zerreißt“ ist Autorin Epping ein wunderbarer Roman gelungen, den ich von Herzen weiter empfehlen möchte. Thematisiert werden Mitgefühl, Familie, Hilfsbereitschaft und Vergebung, verpackt in eine berührende Geschichte mit Herz und durchgängigem Spannungsbogen.
Ich hoffe sehr, von dieser Autorin bald wieder etwas zu lesen, ich war jedenfalls mehr als begeistert von dieser schönen Geschichte!