Keine Leseempfehlung – es fehlte an Spannungselementen und am Tiefgang bei den Figuren. Eine Enttäuschung!
Buchinhalt:
In der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg steht das Deutsche Reich vor großen Umbrüchen. Die Monarchie hat ein Ende, es entstehen neue Parteien, die Weimarer Republik gründet sich. Im Zuge der Ereignisse ergeben sich auch für die Frauen neue Möglichkeiten: das Frauenwahlrecht bringt auch die weibliche Bevölkerung der Politik näher, so auch Marlene von Runstedt, ihrerseits Juristin in Berlin. Doch Marlenes Kampf spielt sich neben der Politik auch im Privaten ab – liebt sie doch den schneidigen Offizier Justus von Ostwald....
Persönlicher Eindruck:
Im ersten Teil der Trilogie um die ersten Frauen im Berliner Reichstag steht Marlene von Runstedt im Mittelpunkt, die für die Deutsche Demokratische Partei kandidiert und sich für die Rechte von Frauen in der noch jungen Weimarer Republik einsetzt. Ihr Traum: endlich etwas bewegen, endlich den Männern die Geschicke des Volkes nicht allein überlassen.
Der Schauplatz des Romans führt natürlich nach Berlin. Bekannte Orte wie Charlottenburg, Brandenburger Tor, Hotel Adlon und der Reichstag lassen schnell ein Bild vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Das Lebensgefühl und die Lebensweise kurz nach dem Großen Krieg, mit seinen Kriegsversehrten, der Armut und dem Hunger, aber auch dem Streben nach Glück und der neuen Freiheit sind dabei greifbar und man hat ein gutes Bild davon, in welcher Welt die Hauptfiguren ihre Schritte tun. Alles schön und gut. Wäre da nicht ein großes Aber.
In meinen Augen will die Autorin einfach zu viel. Politische Geschichte, historischer Kontext und Liebesroman können die Grundpfeiler eines guten Historienromans aus dieser Zeit sein, doch schafft es die Handlung nicht, den Leser kontinuierlich an die Seiten zu fesseln. Es fehlt ein durchgängiger Spannungsbogen, den sich die Autorin schon allein ihrer wirren Erzählweise geschuldet selbst kaputt macht. So wechseln die Jahreszahlen in chaotischen Zeitsprüngen hin und her und ich wusste oft nicht, was jetzt zu was gehört. Irgendwie ähnelt die Erzählstruktur einzelnen Ideen und Gedanken, die Frau Gabriel nacheinander zu Papier bringt und dann künstlich zu verbinden sucht – jedenfalls verlor ich mehr als einmal den Faden und das ist dann schon ein k.o.-Kriterium bei einem Roman.
Inhaltlich geht es um zwei vollkommen unterschiedliche Frauen, die in ihrer Jugend einst Freundinnen waren, jetzt aber um denselben Mann buhlen. Einerseits die schon erwähnte Marlene, die in der heutigen Zeit wohl als Emanze bezeichnet werden würde, andererseits die Schauspielerin Sonja, die im Gegensatz zu ihrer Widersacherin aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Mittendrin: Justus von Ostwald, bei dem ich bis zum Schluss nicht den Eindruck hatte, als wisse er, was er will. Jedenfalls bleiben alle Figuren bis zum Schluss farblos und hölzern, weder die Liebesgeschichte berührte mich in irgend einer Form noch überzeugten mich Marlenes politische Ambitionen.
Insgesamt fehlte es durchweg an Spannung und an Gefühl, auch an Gefühl für die historische Einbettung in die Ereignisse der Epoche. Es reicht dabei leider nicht, historische Fakten wie Aufstände, die Rückführung der Etappenhelferinnen aus den polnischen Gebieten oder den Tod von Luxemburg und Liebknecht zu erwähnen – man muss die Geschichte auch fühlen können. Und das gelang weder bei der Historie noch bei der Liebe.
Für mich eine Enttäuschung, ich hatte mehr erwartet. Keine Leseempfehlung von meiner Seite.