Konnte mich als Ganzes so nicht überzeugen - warum muss der an sich gute Plot auf einmal so kippen? Schade!
Buchinhalt:
Maddie, die Jüngste dreier zerstrittener Schwestern, wurde von ihrem Freund betrogen und hat auch ihre Arbeitsstelle verloren. Als der Anruf eines ihr Unbekannten eintrifft, ihre Großmutter wäre spurlos verschwunden, macht Maddie sich sofort auf in das Küstenstädtchen Seahaven, wo sie auf ihre beiden Schwestern trifft. Schnell stellt sich heraus: Granny ist in Wirklichkeit auf einer Floridareise und hat alles nur eingefädelt, um die Enkelinnen wieder zu versöhnen. Zusammen mit dem unbekannten Anrufer, dem attraktiven Nachbarn Connor, ordnen die drei Schwestern den Dachboden im Haus der Großmutter – und auch ihre eigene Vergangenheit....
Persönlicher Eindruck:
Romantik, Verwicklungen und Geheimnisse – das sind die drei Versprechen dieses Liebesromans, der an der Ostküste der USA in den Südstaaten spielt. Denise Hunter breitet auf diesen drei Pfeilern einen Gegenwartsroman vor ihrer Leserschaft aus, der neben einer Liebesgeschichte auch das Thema Untreue, Konflikte und Neuanfang zum Thema hat.
Ich sage ganz offen: ich bin hin und her gerissen. Einerseits liest sich der Roman zu Beginn sehr schön, der Schauplatz ist bildhaft und man hat nach wenigen Seiten das Gefühl, in die Welt der Hauptfiguren einzutauchen. Es geht in erster Linie um drei völlig unterschiedliche Schwestern, die aufgrund eines Vorfalls in der Vergangenheit einst im Streit auseinandergegangen und nun im Haus ihrer Großmutter gezwungen sind, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Es ging – wie so oft – um einen Mann, der der Grund für das Zerwürfnis war, doch nach und nach kommen auch immer mehr Probleme in den Ehen bzw. Beziehungen von Nora, Emma und Maddie zutage.
Männlicher Gegenpart des Trios ist Connor, der charmante junge Nachbar der Großmutter, dem das Leben ebenso tragisch mitgespielt hatte und zwischen dem und Maddie sich alsbald eine zarte Liebesgeschichte anbahnt. Soweit, so gut.
Leider beginnt die Geschichte ab etwa der Hälfte merklich zu kippen. Granny ist dann wieder von ihrer Reise zurück, man spricht über Ehekrisen und Probleme und plötzlich wird klar: nahezu alle Männer im Leben der Monroe-Frauen waren oder sind untreu und gehen fremd. Was dem Fass die Krone aufsetzt: Autorin Hunter bringt in ihrem Plot schließlich die Aussage ins Spiel, die Untreue in der Familie wäre ein Art Erbsünde bzw. „Generationensünde“. Nein, das ist für mich einfach an den Haaren herbei gezogen und in der Menge der Fälle innerhalb der Familie einfach nicht mehr glaubhaft – hier macht sich die Autorin den so guten Beginn selbst wieder kaputt.
Natürlich hat Maddie dann Zweifel hinsichtlich ihrer beginnenden Beziehung zu Connor. Gegen Ende steigt zwar noch einmal die Spannung, dennoch bleibt das Ende vorhersehbar und wenig inspiriert. Es ist halt letztendlich doch „nur“ ein Liebesroman für zwischendurch – wobei das Ganze wesentlich besser funktioniert hätte ohne den vollkommen übertrieben geschilderten Fremdgeh-Plot über drei Generationen.
Was mir auch fehlte, war die Tiefe in Bezug auf die Schwestern Emma und Nora. Während Maddie recht gut ausgearbeitet wurde, sind die beiden anderen mysteriöse Pappfiguren, denen Substanz und Tiefgang fehlten. Auch der ursprüngliche Streit überzeugte mich nicht – jedenfalls empfinde ich einen jahrelangen schwelenden Konflikt als etwas vollkommen anderes, das hier aber nicht wirklich vermittelt wird. Die drei Schwestern sind mir von Beginn an zu einig, in dem was sie tun, wie sie im Haus ihrer Granny zusammenleben. Wo ist denn das Zerwürfnis? Ich sehe keines, höchstens ein paar Meinungsverschiedenheiten. Familienstreit? Weit gefehlt!
Der christliche Aspekt des Romans spricht Themen an wie Gottvertrauen, Kraft des Gebets und Vergebung, kommt jedoch erst im letzten Drittel sichtbar zum Tragen.
Insgesamt hat mich die zunächst vielversprechende Geschichte mehr enttäuscht als begeistert. Eine Leseempfehlung gibt es leider keine, im Vergleich mit anderen Gegenwartsromanen des Genres schneidet „Liebe in den Gezeiten des Meeres“ eher schlecht ab: schade, ich hatte mir wirklich mehr versprochen.