Interessantes Sachwerk zum Nahostkonflikt, mit zahlreichen Stimmen unterschiedlicher Bewohner und dem Traum von einer gemeinsamen Zukunft.
Buchinhalt:
Der Nahostkonflikt ist Thema des neuen Buches von Israel-Reiseführer Assaf Zeevi, der die über 100 Jahre währenden Auseinandersetzungen zwischen Juden und Palästinensern sowohl historisch wie auch politisch beleuchtet. Zudem gibt er durch zahlreiche Interviews bzw. Treffen mit Einheimischen einen Einblick in das Leben und die Denke der Bewohner. An vielen Stellen wird deutlich, dass die Gräben tief sind und die Aussicht auf Versöhnung in weiter Ferne liegt – aber auch, dass viele sich eine gemeinsame Zukunft wünschen, ohne Checkpoints, Ressentiments und Terror.
Buchinhalt:
"Wie denn sonst, wenn nicht gemeinsam?" ist mein zweites Buch von Autor Assaf Zeevi, der als kundiger Israel-Reiseführer und Experte in puncto biblische Stätten das Land kennt, wie kaum ein Zweiter. Ich war sehr interessiert auf eine detaillierteren Blick auf den Konflikt, der das politische Geschehen im Nahen Osten dominiert und seit Jahrzehnten in den Abendnachrichten immer wieder aufkommt. Mit diesem Buch erhält der interessierte Leser einen tieferen Einblick in die politische Lage über 100 Jahre aber auch in die Köpfe der Menschen, die die beiden Seiten des Konflikts bevölkern.
Zeevi beginnt mit einem recht detaillierten Abriss der politischen Geschehnisse von den Anfängen bis zur Gegenwart, untermalt seine Ausführungen mit mehreren Karten und stellt mit diesen die Veränderungen im Laufe der Jahre dar. Für historisch Interessierte ein wirklich interessanter Einblick, ich wusste zum Beispiel nicht, dass vor dem Konflikt die arabische Bevölkerung absolut in der Mehrzahl war und die jüdische Bevölkerung erst durch mehrere Einwanderungszyklen stark anwuchs. Für mein Verständnis war Israel ein jüdisch geprägtes Land, und schon immer gewesen – dass dem gar nicht so war, habe ich erst durch dieses Buch erfahren. Dass das Land der Bibel überwiegend arabisch bevölkert sein soll, war mir vollkommen neu.
Gut, der politisch-geschichtliche Teil ist recht trocken, das muss man zugeben. Ich wüste aber nicht, wie das anders möglich wäre. Besonders gut gefallen hat mir der Ausflug in Zeevis Kindheit und Jugend gleich zu Beginn, wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich aufgrund der Wahl der Leseprobe zum Buch gedacht hatte, dass das ganze Buch in dieser Form erzählt würde. Wieder falsch gedacht.
Der Hauptteil befasst sich mit einer Reise durch das Land, durch palästinensische und israelische Gebiete, jüdische Siedlungen, kleine Dörfer und Großstädte. Hier kommt Zeevi mit allen möglichen Menschen zusammen, Juden, Arabern, Christen – und nimmt den Leser durch die vielen Gespräche mit in die Gedankenwelt der Menschen vor Ort. Ich hätte nie im Leben geglaubt, wie schwierig sich eine (auch nur kurze) Reise durch Israel / Palästina gestaltet. Überall Checkpoints, das Land zerteilt in A-, B- und C-Zonen, die alle nicht von jedem Bewohner betreten oder durchfahren werden dürfen. Lediglich ausländische Touristen und Ostjerusalemer Bürger können sich relativ frei bewegen.
Es ist erstaunlich, dass trotz allen politischen und sozialen Differenzen erkennbar ist, dass sich viele einfache Leute einen gemeinsamen Staat nach westlichem Vorbild wünschen, in dem Juden, Christen, Araber, Palästinenser alle gemeinsam leben und arbeiten und sich frei bewegen und entfalten können. Erstaunlich ist, dass Zeevi sich durchweg fern hält von orthodoxen Siedlungen und auch keinen einzigen strenggläubigen bzw. orthodoxen Gesprächspartner interviewt. Vielleicht ist diese religiöse Gruppe ein Extrem, das kann schon sein – aber doch auch ein nicht undwichtiger Teil der jüdischen Bevölkerung.
Insgesamt stelle ich auch bei Zeevis zweitem Buch fest, dass hier wieder extrem mit Fotos und Bildern gespart wurde. Außer den Kartenausschnitten zu Beginn findet sich kein weiteres Bild auf den fast 300 Seiten, weder von den biblisch-historischen Stätten, die Zeevi besucht, noch von den Siedlungen, den im Text genannten Orten oder der israelischen Lebensweise insgesamt. Das fand ich schade, ich hätte gerne auch im Bild gesehen, wie es dort aussieht, wie die Menschen leben. Auch wenn Zeevi alles recht plastisch beschreibt: ein Bild sagt eben doch mehr als 1000 Worte.
Insgesamt ist dieses Buch ein fundiertes, mit zahlreichen Literaturquellen und -verweisen versehenes Sachwerk, das einen guten Überblick über den Nahostkonflikt gibt und allen Interessierten einen spannenden Einblick in die Materie gewährt.