Auf der Zielgeraden
Während die Sinfonien-Zyklen (Berg, Glass, Mayer, Potter, David u.a.) bei cpo ins Stocken geraten sind (wann geht es da mal endlich weiter?), machen die Reihen barocker Werke zügig Fortschritte. Bei dem geistlichen Werks des Bach-Vorgängers Kuhnau erschien seit 2014 jedes Jahr eine neue Folge und ist nun bei Vol.7 angekommen. Kurz vor dem Ziel, auf der Zielgeraden, denn mit Vol.8 ist die Reihe komplett. Die 7.Folge reiht sich nahtlos in das Meyer'sche Konzept der sechs Vorgänger-Editionen ein: große Spielfreude in historisch informierter Spielweise bei höchster Transparenz. Zur solistischen Chorbesetzung wurde in den Rezensionen der vorangegangenen Folgen genug gesagt. Auch hier zeigt sich: Die hohe Transparenz geht zu Lasten einer chorischen Klangwirkung. Ob Kuhnau (und viele andere Barockkomponisten) es wirklich bevorzugt hätten, ihre Chorkompositionen solistisch zu besetzten? Mit den heutigen spiel- und gesangstechnischen Möglichkeiten wäre das nicht mehr nötig. Für eine CD-Aufnahme schon gar nicht. Und doch ist Meyers Ensemble Opella Musica genau die richtige Formation, um Geschmack an dieser Interpretationsweise zu bekommen. Da wird - auch in Einheit mit der camerata lipensiensis - stil- und werkgerecht, höchst lebendig und tranparent musiziert. Besser kann man es kaum machen, wenn, ja wenn man sich wie Gregor Meyer diesem Konzept verschrieben hat. Die auf dieser mit fast 75 Minuten Spielzeit gut gefüllten CD aufgenommenen fünf Kantaten sind wieder ein schönes Beispiel vorbach'scher Kantatenkunst. Die fünf- bis neuteiligen Stücke bieten Solisten, Intrumentalisten und Choristen reichlich Gelegenheit, musikalisch zu glänzen, wobei die Kantate "Wie schön leuchtet der Morgenstern" sicher - wie in der Produktinfo genannt - das Glanzstück dieser neuen CD bildet, die wiederum in allen Teilen empfohlen werden kann. Etwas muss trotzdem erwähnt werden: Die Track-Nummern auf der Coverrückseite stimmen nicht. Folgt man den Nummern, so starten drei (!!) Kantaten mit den jeweils zweiten Stücken. Im Booklet hingegen stimmen die Angaben. Diese kleine redaktionelle Schludrigkeit schmälert den musikalischen Wert der CD jedoch keineswegs.