Licht und Schatten - Topp und Flop
Rezeption und Interpretation dieser mit über 82 Minuten Spielzeit (endlich mal) vollgepackten neuen Offenbach-CD sind echt zwiespältig. War die Apfel-Geschichten-Operette "Pomme d'Api" topp, ein echter Erfolg für den Komponisten, so war die Vulkan-Geschichte "Sur un volcean" eher ein Flop, fristete ein Schattendasein, wohl auch, weil Offenbach eigentlich gar nicht der Komponist war. Das war ein gewisser Ernest L'Epine. Offenbach hat die Partitur "nur" bearbeitet, geordnet. Das muss er jedenfall gehörig getan haben, denn die Musik klingt ganz nach Offenbach. Ohnehin kann der Flopp nicht an der Musik gelegen haben, wohl schon eher an der Story oder den ungünstigen Begleitumständen. Schön jedenfall, dass das verschollene und vergessene gut halbstündige "Opernchen" 2002 wederentdeckt wurde. Beide Einakter, Operette und Oper sind absolut hörenswert mit viel lyrischer und besonders schmissiger Musik.
Auch die Interpretation ist in meinen Ohren etwas zwiespältig. Ansonsten ein großer Freund des Originalklang-Ensembles "Kölner Akademie" bin ich mir nicht sicher, ob dieser Originalklang auch bei Offenbach der richtige Klang ist. Wie zu erwarten setzt Dirigent Willens auf transparenten und sehr rhythmischen Klang, der durch eine sehr präsente Aufnahmetechnik noch unterstützt wird. Und doch fehlt mir stellenweise der Schmelz, das Süffisante im Klang, das einen berauscht und betört. Gerade bei Offenbachs sinnlicher Musik. Letztlich muss das jeder Hörer für sich entscheiden. Die drei Gesangsolisten bewältigen ihre Aufgaben wiederum tadellos.
Zwiespältig (leider wieder) auch das Booklet. Es enthält gute und wichtige Informationen zu Werken und Interpreten. Nur: ein Libretto fehlt. Wie kann eine hiesige Firma bei unbekannten französisch gesungenen/gesprochenen Werken das unterlassen? Bei aller großen Wertschätzung cpos meinerseits: Der Abdruck eines zweisprachigen Libretto sollte absoluter Standard sein!