Rezensionsübersicht

145 Rezensionen
Der Steg Petra Johann
Der Steg (Buch)
Familienbande
Der Thriller beginnt schon mit einem Knüller: eine Leiche, die verschwinden muss. Vor diesem Problem steht die erfolgreiche Priska, die auch noch unter Zeitdruck steht, weil ihr Halbbruder mit seiner Freundin Anna jeden Moment für ein langes Wochenende eintreffen wird. Priska hat einen Traumjob, ein Traumhaus, aber vor allem mit Florian auch ihren Traummann. Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive der beiden Frauen erzählt. Manche Spannung wird übertrieben aus Nichtigkeiten aufgebauscht, vieles ist arg konstruiert, aber im Wesentlichen liest sich das Buch gut, weil man als Leser in Gedanken viele Lösungsmöglichkeiten durchspielt, die am Ende auch recht nah an der Wahrheit liegen. Das Hörbuch macht besonders viel Spaß, weil die Sprecherin Sarah Dorsel ihren Job sehr gut macht.
A Song to Drown Rivers Ann Liang
A Song to Drown Rivers (Buch)
Die Legende Xishi
Xishi ist ein normales Dorfmädchen, jedoch mit einer überaus auffallenden Schönheit. Sie wird vom Berater des Yue-Königs "entdeckt" und zu einer Spionin ausgebildet. Während dieser Ausbildung kommen sich Xishi und der Berater Fanli näher, jedoch setzen beide das Wohl ihres Königreichs und die Rache an die Wu an erster Stelle. Dann wird Xishi als Konkubine zum Wu-Königs geschickt und soll ihn bezirzen und um den Verstand bringen....

Mir ist erst, nachdem ich angefangen habe dieses Buch zu lesen, bewusst geworden, dass die Geschichte auf einer chinesischen Legende basiert und dass alle Figuren und die grundsätzliche Handlung zahlreich im Internet zu finden sind. Es hat jedoch mein Interesse an dem Buch sowie meinem Lesefluss keinen Abbruch getan. Denn die Handlung wird ja an sich bereits auch auf dem Klappentext zusammengefasst wiedergegeben. Spannend ist daher besonders, wie die chinesische Autorin Ann Liang die Legende von Xishi interpretiert hat und welchen Ausgang die Geschichte nehmen wird. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.  Obwohl die gesamte Geschichte aus Sicht von Xishi erzählt wird, erfährt man auch viel über Fanli. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig. Die Handlung ist sehr spannend und tragisch. Ich kann das Buch auf jedem Fall weiterempfehlen.
Dunkle Künste und ein Daiquiri Annette Marie
Dunkle Künste und ein Daiquiri (Buch)
Tori auf neuer Mission
Dunkle Künste und ein Daiquiri ist der zweite Band der Guild Codex Spellbound Reihe der Autorin Annette Marie.

Dieses mal geht Tori als Lockvogel auf Mission und gerät dadurch in große Gefahr. Die Geschichte wird locker erzählt und die Dialoge sind witzig und lebendig. Tori nimmt mal wieder einige Fettnäpfchen mit und als Leserin erfahre ich mehr über Toris Kindheit und Jugend.

Die drei Magier Kai, Aaron und Ezra stehen ihr wieder zur Seite und alles endet in einem aufregenden Show Down, der einige Überraschungen bereit hält. Es gibt auch einige Andeutungen zu den einzelnen Magiern und ihren Fähigkeiten bei denen ich gespannt bin was sich daraus noch ergibt.

Insgesamt eine gute Fortsetzung der Reihe die Lust auf weiter Geschichten rund um Tori und die Magier macht.
Blutrotes Karma Jean-Christophe Grangé
Blutrotes Karma (Buch)
Ein Blick in die tiefsten Abgründe
Als 1968 die Studentenunruhen in Paris eskalieren und das ganze Land lahm legen, findet der hochintelligente Student Hervé die grausam zugerichtete Leiche seiner von ihm angehimmelten Mitstudentin Suzanne. Er bittet seinen Halbbruder Mersch, der, traumatisiert durch seine Teilnahme am Algerien-Krieg und drogenabhängig, bei der unterbesetzten Polizei arbeitet, um Mithilfe. Bald darauf wird auch die Studentin Cécile brutal ermordet und die beiden Halbbrüder machen sich gemeinsam mit der dritten Freundin Nicole auf die Suche nach Mörder, die sie zu einer spirituellen Sekte nach Indien führt. Dabei finden sie schließlich nicht nur eine Glaubensgemeinschaft mit einer abstruses Führerin, den Mörder mit einem unvorstellbar grausamen Hintergrund, sondern auch ihre eigene Geschichte, die sie in das Geschehen verwickelt.....

Jean-Christophe Grangé ist ein in Paris aufgewachsener französischer Autor, der oftmals als der beste Thriller-Autor Frankreichs bezeichnet wird. Insbesondere sein zweiter Roman "DIe purpurnen Flüsse" und dessen Verfilmung machten Grangé in zahlreichen Ländern bekannt. Insofern war ich sehr gespannt auf seinen neuen Thriller "Blutrotes Karma", dessen schwarz-rotes Cover die Blicke auf sich zieht.

Grangé Schreibweise ist eine besondere, Umgangssprache und kluge Sätze finden sich in entsprechenden PAssagen. Ich hätte mir manches Mal ein Glossar gewünscht, da ich einige Ausdrücke (gerade aus den indischen Glaubenslehren) nachschlagen musste.
Dass der Autor in Paris zu Hause ist, ist deutlich erkennbar: Unglaublich viele Straßen- und Ortsnamen finden sich in ausgedehnten Beschreibungen und ich hätte mir manches Mal einige Kürzungen ausbedungen. (Auch Beschreibungen von Toilettengängen usw. empfinde ich als überflüssig.)

Der Thriller beginnt mit sehr langatmigen Beschreibungen des Geschehens in Paris im JAhr 1968 und der seinerzeit ausufernden Gewalt. Auch, wenn ich diese geschichtliche Aufarbeitung nicht uninteressant fand, war auf den ersten ca. 150 Seiten nichts von einem Thriller zu spüren, der erst dann mit dem ersten Mord begann. Dem folgten irrwitzige Verschwörungen, unglaubliche Begebenheiten und unvorstellbare Brutalitätem, doch auch immer wieder Längen, die mich am schnellen Vorankommen hinderten. Immerhin klärte sich am Ende alles logisch auf und endete doch einigermaßen überraschend.

Insbesondere die drei Hauptfiguren Hervé, Mersch und Nicole sind mehrdimensional gezeichnet und gerade ihre schwierigen Eigenschaften waren durchaus glaubhaft. Trotzdem fand ich keinen wirklichen Zugang zu ihnen, sondern beobachtete sie lediglich in ihrem Tun. Auch die vielen weiteren Figuren können wohl allesamt als unsympathisch bis wirklich abgrundtief böse, auf jeden Fall aber bizarr, gesehen werden und führen zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Zusammen mit den geschilderten Grausamkeiten und blutigen Morden ist dies sicher kein Buch für Zartbesaitete.

Trotz eines komplexen, hervorragend ausgearbeiteten Falles und vielen gut recherchierten Geschichten konnte mich der Thriller nicht so packen, wie ich es eigentlich erwartet hatte und ich kann ihn nur bedingt empfehlen.
Die Wildblütentochter Tessa Collins
Die Wildblütentochter (Buch)
Die Fortsetzung derBlumentöchter
Die Wildblütentochter ist die Fortsetzung einer Familiensaga. Dieses Mal ist der Handlungsort Island. Soley eine begabte Sängerin weltbekannt als Flower Girl, nimmt sich eine Auszeit auf Island, wo auch ihre familiären Wurzeln sind. Ihr Vater hatte vor dreißig Jahren das Land wegen der Liebe verlassen und keinen Kontakt mehr zu seiner isländischen Familie. Soley ist aber sehr neugierig auf ihre Familie die ja noch auf Island lebt und recherchiert vor Ort, was damals vorgefallen ist. Sie wird herzlich bei ihrer Tante und Cousinen aufgenommen, nur der Großvater ist sehr unnahbar und mürrisch. Doch sie ist fest entschlossen die Familie wieder zusammen zu bringen. Alleine schon um zu klären was es mit dem Ölbild der jungen Frau auf sich hat, welches versteckt auf der Gärtnerei ihrer Familie in England gefunden wurde. Soley sieht der Frau auf dem Bild sehr ähnlich.
Fazit:
Der zweite Teil der Familien- Saga hat mich nicht überzeugen können, da die Handlung im Gegensatz zum ersten Teil sehr flach und unspektakulär war.
Besuch aus der Schattenwelt Besuch aus der Schattenwelt (Buch)
Perfekte Sammlung
"Besuch aus der Schattenwelt" ist eine kleine, aber feine Sammlug von gruseligen Geschichten. Man findet hier Geschichten bekannter Schriftsteller wie Edgar Allan Poe, Margaret Atwood oder H. P. Lovecraft neben eher unbekannteren Schriftstellern wie z. B. Marie Luise Kaschnitz. Die Mischung der Geschichten ist ebenso gelungen wie die Auswahl der Schriftsteller. Abwechslungsreich, mal bekannt, mal unbekannt, aber alle sehr spannend und auch wenn die Geschichten zum Teil schon sehr alt sind, in der heutigen Zeit gut lesbar ohne verstaubt zu wirken. Dabei weist jede Geschichte Spannung auf, man begegnet unvorhersehbaren Wendungen und trifft auf die verschiedensten Charaktere, die alle eines gemeinsam haben: Sie befinden sich plötzlich in einer Welt des Unerklärlichen. Positiv überrascht war ich, daß hier Geschichten ausgewählt wurden, denen man nicht bereits in fast jeder Anthologie dieser Thematik begegnet ist. Hier findet selbst der Leser, der meint schon alles zu kennen, neue Perlen! Die Kapitel weisen allesamt eine angenehme Länge auf, so daß man dieses Buch perfekt immer wieder zwischendurch zur Hand nehmen kann.

Absolute Empfehlung für alle, die sich zwischendurch gern einmal auf klassische Art gruseln möchten!
Steine und Gebeine Rob Wilshaw
Steine und Gebeine (Buch)
Informativ aufbereitet
Steine und Gebeine ist ein sehr liebevoll gestaltetes Wissens-Buch über die Paläontologie.
Aufwändig gezeichnete Illustrationen machen das Thema interessant für junge Lesende, die sich für die Welt der Fossilien und der Entwicklung allen Lebens auf der Erde interessieren.
Es werden alle Erdzeitalter erklärt. Dies geschieht grafisch verspielt aufgearbeitet. Das macht sogar mir als Erwachsenem Spaß.
Außerdem habe selbst ich noch sehr viel dazu gelernt. Denn Fossil ist nicht gleich Fossil.
Optisch interessant ist, dass manche der Doppelseiten als "dottet" Papier gestaltet wirken. Das heißt: Es gibt Skizzenbücher mit gepunkteten anstatt liniertem oder kariertem Papier.
Darauf kann man sehr gut selber Zeichnen. Die Dots dienen zur Orientierung, stören aber nicht die Zeichnungen selbst, im Gegensatz zu Linien oder Karos von Schreib- und Rechenheften. (Das nur am Rande erklärt).
Aber nicht alle Seiten weisen dieses Merkmal auf. So ergibt sich ein abwechslungsreicher Gesamteindruck von dottet Papier und vollillustrierten Seiten ohne Punktegitter.

Am Schluss gibt es noch ein Glossar und eine "Gebrauchsanweisung", wie man Paläontologe/gin wird.
Sehr kindgerecht und kurz abgerissen.

Meine Meinung:
Hobbydinosaurier- und Fossilien- Liebhabende werden mit wichtigen Informationen gefüttert und hoffentlich in ihrem Wunsch bestärkt, sich weiter mit diesem tollen Hobby zu beschäftigen. Und wer weiß... Vielleicht entwickelt sich daraus im Laufe der Zeit ein Berufswunsch.

Der König Jo Nesbø
Der König (Buch)
Richtig spannend
"Wenn man jemandem eine Falle stellen will, muss man dafür sorgen, dass die Falle nicht dümmer ist als die Beute!"
Hier geht es um die Brüder Carl und Roy Opgard, die ein Wellness-Hotel und einen Vergnügungspark planen. Aber es gibt direkt Schwierigkeiten, denn es soll ein Tunnel gebaut werden, der den kleinen Ort von den Touristenströmen abzuschneiden droht. Natürlich wird ihnen etwas einfallen, um dies zu verhindern. Sie schrecken auch vor Bestechung und Mord nicht zurück. Doch auch mit der Vergangenheit werden sie konfrontiert und dabei muss jeder seine eigene Haut retten. Was ist damals wirklich mit ihren Eltern passiert, war es wirklich ein Unfall? Aber am Ende müssen sie feststellen, dass es nur einen "König" geben kann! Mir hat das Buch gut gefallen, es war richtig spannend, aber auch brutal. Am Anfang brauchte ich aber ein paar Seiten um reinzukommen. Den vorherigen Teil habe ich nicht gelesen, fand ich jetzt aber nicht schlimm. Die Protagonisten waren alle sehr unterschiedlich, so dass es nicht langweilig wurde. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Von mir eine Leseempfehlung!
Léon et Louise Alex Capus
Léon et Louise (Buch)
Berührende Geschichte über Liebe und Verlust
Ein Roman aus der bewegten Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Die Geschichte beginnt im Sommer 1918 in der Normandie, als Léon Le Gall und Louise Janvier sich kennenlernen und verlieben. Ein tragischer Unfall trennt die beiden jedoch. Jahre später, während des Zweiten Weltkriegs, kreuzen sich ihre Wege erneut in Paris, was zu einem Beziehungsgeflecht führt, das von den historischen Ereignissen beeinflusst wird. Léon Le Gall ist ein Charakter, der trotz der Herausforderungen, die das Leben ihm stellt, seinen Optimismus und seine Liebe zu Louise nicht verliert. Louise Janvier ist eine starke und unabhängige Frau, die sich den Erwartungen und Zwängen ihrer Zeit widersetzt. Beide Figuren wachsen und verändern sich im Laufe der Geschichte, was sie authentisch und greifbar macht. Capus thematisiert die Beständigkeit und die Herausforderungen der Liebe, die Auswirkungen von Krieg auf persönliche Beziehungen und die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Er zeigt auch, wie historische Ereignisse das Leben und die Entscheidungen der Protagonisten formen. Capus' Schreibstil ist poetisch und atmosphärisch, was die Leser tief in die Gefühlswelt der Figuren eintauchen lässt. Die strukturierte Erzählweise, die zwischen verschiedenen Zeitebenen wechselt, fügt der Geschichte Tiefe und Komplexität hinzu. Kurz: „Léon und Louise“ ist ein bewegender und einfühlsam erzählter Roman, der die Leser nicht nur auf eine historische Reise mitnimmt, sondern auch tief in die menschliche Seele blicken lässt. Capus gelingt es, die Feinheiten und Nuancen der Liebe in Zeiten von Krieg und Frieden zu erfassen, was das Buch zu einer berührenden und nachdenklichen Lektüre macht.
Anständige Mädchen Olga Campofreda
Anständige Mädchen (Buch)
Caserta
Die diesjährige Frankfurter Buchmesse hat einen Blick auf die moderne, zeitgenössische italienische Literatur freigegeben und Olga Campofredas Roman Anständige Mädchen ist ein aufregendes Beispiel dafür.

Es ist ein gelungener, realistischer Roman, streckenweise auch mit bemerkenswerten Formulierungen.

Zur Handlung: Clara ist eine 30jährige Frau, die in London lebt und aus Anlaß der Hochzeit ihrer Cousine in ihre Heimat zurückkehrt: Caserta, eine Kleinstadt in Süditalien nahe Neapel. Dort ist Clara einst weggegangen, um den Zwängen und Erwartungen an ein konventionelles Leben zu entfliehen.

Jetzt zurück kommen ihr die Erinnerungen, wie sie aufgewachsen ist. Die Vergangenheit wechselt mit dem Gegenwartspart. Das ist gut von der Autorin gemacht und funktioniert erzählerisch. Claras Leben in London wird ebenfalls betrachtet und steht im Vergleich zu Caserta und zeigt die Frage, wer man sein soll und wer man sein will. Eine Identitätsentscheidung, die wichtig ist.
Die Autorin, die selbst in Caserta geboren wurde in London lebt, schafft eine glaubwürdige innere Auseinandersetzung mit dieser Fragestellung.

Man kommt nahe an die Figur und ihren Gedanken und kann ihre Emotionen ein Stück weit nachvollziehen.

Für mich ein interessanter und lesenswerter Roman.
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