Rezensionsübersicht

181 Rezensionen
Lügennebel Viveca Sten
Lügennebel (Buch)
5 von 5 Sterne

Eiskalt

Eine Clique mit Studenten verbringt eine Skiwoche in einem Ferienhaus in Sadlen, im Are-Tal. Feuchtfröhlich feiern die vier jungen Männer und zwei Frauen ihren ersten Ferienabend. Am nächsten Morgen liegt bei minus 25 Grad eine Leiche vor dem Blockhaus. Hat die junge Frau unter Alkohol und Drogeneinfluss die Orientierung verloren und ist bei der herrschenden Kälte draussen erfroren?

Polizeikommissarin Hanna Ahlander, die eigentlich mit ihrem neuen Freund ihren Geburtstag an einem exklusiven Ort feiert, und ihr Kollege Daniel Lindskog versuchen mehr zu erfahren. Doch die jungen Leute machen dicht, keiner scheint irgendwas gesehen oder gehört zu haben.


Mit Recht gehören die Bücher von Viveca Sten zu den beliebtesten Krimis Skandinaviens. "Lügennebel" ist das vierte Buch der Are-Morde. Die Fälle sind in jedem Band in sich abgeschlossen. Ich konnte sehr gut folgen, nur mit dem Wissen aus dem ersten Band "Kalt und still".

Wie es skandinavische Krimis und speziell die von Viveca Sten an sich haben, herrscht grosse Kälte und eine düstere Atmosphäre. Minus Grade, Schnee, Eis und ein Fall, der es in sich hat. Ein 19-jähriges Mädchen erfriert. Der Fall, die Aufklärung des Todes der jungen Studentin, ist spannend erzählt. Die Frage, ob ein Unfall für deren Tod infrage kommt oder sie ermordet wurde, steht lange Zeit im Raum. Sobald die Leiche draussen in der Kälte von ihren Freunden entdeckt wird, beginnen die Verdächtigungen und Mutmassungen.

Neben dem "beruflichem" Strang werden, in separat geführten Erzählsträngen, die privaten Verwicklungen von drei Ermittlern mitgeführt. Einerseits von Hanna Ahlander, die an einen reichen Freund geraten ist, der eindeutig nach dem Motto "Geben ist seliger als nehmen" lebt. Dann Daniel Lindskog, der sich frisch getrennt um seine zweijährige Tochter Alice nach dem System 2-2-3 kümmert. Und zuletzt noch Anton, der, statt sich zu outen, seine grosse Liebe vor den Kopf stösst.

Das tönt nach vielen Erörterungen des Privatlebens, ist aber relativ ausgeglichen mit der kriminalistischen Seite der Geschichte.

Mich hat dieser Band absolut begeistert. Ich kann dieses Buch allen, die spannende Krimis mit einer düsteren Atmosphäre lieben, ans Herz legen.
Aurelia und die Jagd nach dem Glück Beate Maly
Aurelia und die Jagd nach dem Glück (Buch)
5 von 5 Sterne

Dieser Krimi ist ein Hauptgewinn!

VIENNA.AT nennt Beate Maly die »Queen of Cozy Crime« und nachdem ich diesen wundervollen Historienkrimi, der bereits der dritte ihrer Aurelia-Reihe ist und trotzdem der erste, den ich von der Autorin lesen durfte, nun beendet habe, kann ich dem nur absolut zustimmen. Sie ist wirklich eine Meisterin ihres Handwerks und es ist der reinste Genuss, diese spannende, informative und bewegende Geschichte zu lesen.

Kurz zum Inhalt: Der Lottobaron Freiherr von Sothen wird grausam ermordet. Motive gibt es zu Hauf, denn der Mann war aufgrund seiner fragwürdigen Geschäftspraktiken und seiner Ausschweifungen weithin verhasst. Trotzdem Bedarf es sowohl der systematischen Ermittlungsweise des Oberinspektors Pokorny als auch der unkonventionellen Hilfe der Grafentochter Aurelia von Kolowitz, um den Fall schließlich aufzuklären. Dass die beiden sich zueinander hingezogen fühlen, eine Verbindung aber gesellschaftlich unmöglich ist, bildet einen schönen Nebenschauplatz. Aufgelockert wird die Geschichte durch jede Menge Lokalkolorit.

Noch ein kleiner Hinweis für diejenigen, die immer zuerst das Nachwort lesen: Hier wird bereits der Täter verraten, also dieses Mal vielleicht doch die üblichere Reihenfolge wählen.

Ich war von diesem Roman auf jeden Fall absolut begeistert, werde mir Aurelias bisherige Fälle noch besorgen und hoffe auf eine Fortsetzung ihrer Geschichte!
Aurora - Eine Eintagsfliege und der schönste Tag ihres Lebens Uwe Krauser
Aurora - Eine Eintagsfliege und der schönste Tag ihres Lebens (Buch)
5 von 5 Sterne

Wunderschön

Die kleine Eintagsfliege Aurora will ihren einzigen Tag auf Erden zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Ihre Reise führt sie zu einigen Freunden, die ihr zeigen, wie kostbar auch die kleinste Kleinigkeit sein kann. Ihr Tag ist gefüllt mit Wundern, Begeisterung und Glück!

"Aurora - Eine Eintagsfliege und der schönste Tag ihres Lebens" hat mich sehr berührt. Uwe Krauser nimmt seine kleinen und großen Leser mit auf eine Reise, die die Augen für Dinge öffnet, die man eigentlich gar nicht richtig wahrnimmt. Es sind die kleinen Dinge, die das Leben bereichern und lebenswert machen können. Dies vermittelt Aurora mit ihrer positiven Art perfekt. Sie nimmt es leicht, als es an ihrem einzigen Tag auf Erden regnet, kann sich selbst dafür begeistern und das Schöne herausfiltern. Sie freundet sich mit vielen anderen Tieren an und nimmt Teil an ihrem Leben und ihren Lebenseinstellungen. An diesen Dingen kann man sich als Leser ein Beispiel nehmen. Vielleicht erreicht Uwe Krauser mit der Lehre dieses Buches ja manchen Leser. Franziska Frey hat auch dieses Buch wieder mit ihren kunstvollen Zeichnungen bereichert. Schon das Cover hebt sich aus der Reihe der Bilderbücher heraus und wirkt sehr edel. Aurora hat mein Herz mit ihrer sympathischen und lebensbejahenden Art im Sturm erobert und ich empfehle wirklich jeder Altersklasse sie kennenzulernen!
Cassandra Morgan, Band 1 - Der goldene Schlüssel Skye McKenna
Cassandra Morgan, Band 1 - Der goldene Schlüssel (Buch)
5 von 5 Sterne

DAS Lesehighlight 2025!

Cassandra Morgans Mutter verschwand vor sieben Jahren. Sie musste damals nach Faerie reisen, um etwas zu erledigen - doch sie kehrte niemals zurück. Cassandra ließ sie in einem Internat zurück. Als Cassandras Mutter nach sieben Jahren offiziell für tot erklärt wird und das Internat kein Geld mehr bekommt, muss sie es verlassen.
Sie wohnt fortan bei ihrer Tante in Hartwood Hall. Und dieser Umzug verändert erneut alles für Cassandra: sie erfährt, dass die Morgans ein altehrwürdiges Hexengeschlecht sind; dass ihre Tante eine sogenannte Haghexe ist - die mächtigste Hexe Englands, die das Dorf und ganz England vor dem Hag und dem, was dahinter liegt, beschützt. Der Hag ist der älteste und größte Wald in ganz England. Der Hag bildet auch die Grenze zwischen England und Faerie. Wenn man ihn durchquert, gelangt man nach Faerie. Doch das Böse kommt aus Faerie, und so muss man sich vom Hag fernhalten, denn kaum jemand kommt wieder heraus, wenn er den Hag erst betreten hat ...
So ist die wichtigste Regel, an die Cassandra sich zu halten hat, die, dass sie den Hag niemals alleine betreten darf.
Cassandra weiß nicht, was mit ihrer Mutter geschah, aber sie spürt, dass sie noch lebt; dass sie sich in Faerie befindet, und dass sie durch den Hag und nach Faerie muss, um ihre Mutter zu finden.
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Schon das wunderschöne Cover hat dazu geführt, dass wir uns in dieses Buch verliebt haben. Der Klappentext klang so gut, dass wir es unbedingt lesen wollten - und wir wurden nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil!
Der Inhalt ist genauso wunderschön wie das Cover.
Die Kinder, die das Buch vor mir gelesen haben, waren absolut begeistert - und auch ich als Erwachsene habe diesen ersten Band geliebt und beschlossen, dass ich die komplette Reihe lesen möchte.
Es ist natürlich perfekt für die Zielgruppe, zum Vorlesen oder Selberlesen; aber auch Erwachsene haben definitiv ihre Freude daran. Die Länge der Kapitel ist für Kinder ideal, um bspw. abends vor dem Einschlafen noch etwas zu lesen.
Jede einzelne Seite ist schön und liebevoll illustriert.
McKennas Stil ist wundervoll, lässt sich sehr gut lesen, ist so bildhaft und extrem atmosphärisch!
Cassandra ist eine Protagonistin, die die Zielgruppe lieben wird. Überhaupt sind alle Figuren so gelungen! Viele davon, etwa die Haushälterin oder Kater Montague, schließt man sofort ins Herz.
Dieses Mädchen, diese Hexenfamilie, Hartwood Hall, der Hag ... ziehen einen sofort in ihren Bann.
Es ist eine Geschichte, so magisch, schön und spannend, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann, weil man diese Welt nicht mehr verlassen möchte und auch unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht.
Das Buch passt perfekt in den Herbst bzw. jetzt in die Zeit um Halloween, doch bekommen die Kinder dabei nie Angst, da alles absolut alters- und zielgruppengerecht ist. Ich würde es sogar als regelrechte Wohlfühlgeschichte (für jedes Alter) bezeichnen.
Es gibt so viele wundervolle Schauplätze, und McKenna besticht durch ihre Kreativität und Ideen und Schöpfungen, die man so noch nicht gelesen hat.
Hier und da fühlten wir uns ganz leicht an Harry Potter erinnert, durch die Hexen, die Zauberhüte, die Prüfungen, Cassandras Tante, das Fliegen auf dem Besen usw. -aber das im positiven Sinne! Cassandra Morgan ist nie auch nur ansatzweise ein Abklatsch, da die Autorin wie gesagt so viele eigene, ganz neue und wundervolle Ideen und Wesen hat und einführt.
Das Ende ist offener als von uns erwartet bzw. die Geschichte ist am Ende dieses Auftaktbandes noch nicht so weit fortgeschritten wie erwartet - Cassandras Mutter wurde noch nicht gefunden, ja, Cassandra hat sich für unseren Geschmack noch nicht mal so richtig auf die Reise und die Suche nach ihr gemacht (erst mal muss sie ja Dinge lernen und eine richtige Hexe werden, denn nur mit dem notwendigen Wissen und den notwendigen Fähigkeiten kann sie sich durch den Hag und nach Faerie wagen ...). Stört uns diesmal aber überhaupt nicht, da dieser erste Band so toll und die ganze Vorgeschichte notwendig war, der zweite Band zudem schon im März 2026 erscheint und die Reihe auf fünf Bände angelegt ist, die im englischen Original schon weitestgehend erschienen sind.
Wir sind absolut begeistert - das war für uns DAS Lesehighlight in diesem Jahr und wird kaum noch zu übertreffen sein.
Das ist ziemlich sicher eine Reihe, die man unbedingt im Regal stehen haben möchte und immer wieder lesen möchte und wird. Wir sind sehr froh, dass wir sie entdeckt haben.
Unbedingte Leseempfehlung für alle, die England, Hexen, Magie lieben, Harry Potter mögen, eine herrlich atmosphärische, bezaubernde und altersgerechte Geschichte suchen und einfach ein paar richtig tolle Lesestunden haben wollen.
Die Zielgruppe wird dieses Buch und diese Reihe sowieso lieben - aber auch Erwachsene werden Cassandra Morgan lieben.
Unbedingt lesen!


The Blackgate Invitation Sarah Henning
The Blackgate Invitation (Buch)
3 von 5 Sterne

Viele Streitereien zwischen den Charakteren

„The Blackgate Invitation“ von Sarah Henning klang für mich echt spannend und ich habe noch nie etwas gelesen, wo die Charaktere eingesperrt waren, daher war ich sehr neugierig. Außerdem hatte mich die Leseprobe überzeugen können und hatte mich verlockt, direkt weiterlesen zu wollen.
Die Geschwister Ruby und Wren werden von der der exzentrischen Mrs Blackgate dafür bezahlt, deren Enkeltöchter zu spielen. Doch als die Matriarchin des Hegemony Clans stirbt, werden sie im Manor eingesperrt. Denn außer ihnen sind alle Gäste Hexen und es wurde ein Wettkampf um die macht der vier Linien ausgerufen. Um freizukommen, müssen sie innerhalb von drei Tagen eine Reihe von Rätseln lösen und die Schwestern dürfen ihre Tarnung nicht aufgeben, gerade gegenüber Auden, der Ruby nicht kalt lässt.
Das Buch wurde „mit unvorhersehbaren Twists“ beworben, aber das war leider nicht so. Es gab an sich nichts, was wirklich groß überraschend war, vielleicht ein zwei kleinere Momente, aber eine große Überraschung blieb aus. Das wäre in Ordnung gewesen, wenn mich die Story und die Charaktere mitgenommen hätten, aber auch das war nicht der Fall. Etwa 90 Prozent des Buches bestand aus Streitereien oder Diskussionen. Sei es verschiedene Familien gegeneinander oder Ruby und Wren waren sich nicht einig. Da hat sich wirklich fast jeder mit jedem gestritten und das war doch sehr anstrengend. Sicherlich haben sie auch zusammengearbeitet, gerade um die Meisterrelikte zu finden oder im großen Endkampf, der mir etwas zu schnell ging, bedenkt man wie dort alles vonstatten ging, aber die meiste Zeit gab es wirklich nur Streitereien. So viel Streitpotential habe ich noch in keinem Buch zuvor erlebt. Die Romanze zwischen Auden und Ruby war hingegen recht süß. Angenehm langsam, auch wenn sie ja nur drei Tage zusammen waren und das vergleichsweise dann schon schnell ist, aber es wurde da nichts übereilt oder kam gezwungen rüber. Es war den Umständen geschuldet und es wurde nichts übereilt. Es gab auch keine spicy Szenen. Das hatte mir gefallen. Auch zwischen Wren und Evander ist etwas Zartes aufgeblüht und ich mochte deren Interaktionen echt gerne, weil die beiden sich mit Worten duelliert haben. Wren selbst fand ich anfangs sehr anstrengend, denn sie hat nie über Folgen nachgedacht und war recht impulsiv. Zum Glück hat sich das etwa ab der Hälfte des Buches gelegt, wo sie dann doch mal gemerkt hat, dass es gefährlich ist. Ab da hat sie mir auch deutlich besser gefallen. Die anderen Nebencharaktere, und von denen gab es einige, waren sehr unterschiedlich gehalten. Dort gab es auch Infinity, die immer mit "them", "their" oder was auch immer angesprochen wurde. Das fand ich wiederrum etwas nervig zu lesen, da ich es nicht mag, wenn plötzlich englische Wörter mitten im Satz sind und teilweise waren das extrem viele, wenn Infinity aufgetaucht ist. Das hätte man besser lösen können beim Übersetzen, denn so hat es mich persönlich immer wieder rausgebracht. Andere stört es vielleicht nicht, aber bei mir war es der Fall. Die Story war, wie bereits erwähnt, recht vorhersehbar. Die Rätsel fand ich ganz gut. Das Ende war etwas mau, da es keine wirklich Konsequenzen für bestimmte Personen gab und der große Kampf dann ein wenig zu viel des Guten war. Das Buch fand ich in Ordnung, aber zu großen Teilen recht anstrengend. Daher vergebe ich 2,5 Sterne. Auf Portalen, bei denen es keine halben gibt, runde ich auf drei auf.
Stimmen im Weltraum - Eine epische Science-Fiction-Saga Stanislaw Bolesta
Stimmen im Weltraum - Eine epische Science-Fiction-Saga (Buch)
5 von 5 Sterne

Eine gewaltige Science-Fiction-Welt!

Etwas in der Art habe ich noch niemals zuvor gelesen. Ich liebe Science-Fiction und dachte, ich würde bis jetzt das meiste kennen, was auf dem Buchmarkt existiert. Na ja, vielleicht nicht alles (Augenzwinker). Der erste Roman der Buchreihe "Stimmen im Weltraum" hat mich sofort gepackt. Der Autor beschreibt ein mögliches Szenario der menschlichen Geschichte im 22. Jahrhundert mit einer Wucht und Größe, die nur mit bereits fest etablierten Welten wie Star Wars oder Star Trek vergleichbar ist. Laut der Buchbeschreibung sollen sechs Teile erscheinen. Der erste Teil beschreibt in Episoden das Leben einer Familie auf dem Mars. Diese ist eng mit der Marsgarde (einer Eliteeinheit) verbunden. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber jede Geschichte ist äußerst spannend und interessant geschrieben. Der Autor besitzt einen sehr markanten Schreibstil. Er bewegt sich irgendwo zwischen einem sehr hohen Detailgrad, glaubwürdig angesetzten technischen Aspekten, Mystizismus, harter Militärsprache, Action und einer überaus ausgereiften Bildsprache, die ich in dieser Form noch nirgendwo anders gelesen habe. Ich würde sie mit einer imposanten Sci-Fi-Serie auf Netflix vergleichen, die das Potenzial hat, die beste Sci-Fi-Serie überhaupt zu werden. Kurz gesagt: Unbedingt kaufen und lesen!
Ein Herz aus Papier und Sternen Cecelia Ahern
Ein Herz aus Papier und Sternen (Buch)
4 von 5 Sterne

Origamimädchen

Pip ist noch immer bei ihren Eltern, obwohl ihre Tochter inzwischen 16 Jahre alt ist und sie selbst 32. Seit sie so jung Mutter wurde, ist die Zeit für ihre Eltern stillgestanden und auch Pip hat nichts daran geändert. Ihr einziger Widerstand sind ihre Origami-Kunstwerke. Das hat mich anfangs so wütend gemacht, dass ich fast abgebrochen hätte. Die ganze Gängelei, die Vorschriften, die sich Pip gefallen lässt, regt mich wirklich enorm auf.

Ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, warum sich Pip alles hat gefallen lassen, sowohl von ihren Eltern, als auch von Sammy Wolverson. Warum Jamie nicht irgendwann eingegriffen hat, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Immerhin ist ihre Tochter kein kleines Kind mehr und mal im Ernst, wie soll sie denn Achtung, Respekt, Anerkennung für ihre Mutter und den Vater empfinden, wenn diese sich stets und ständig duckt? So ein bisschen Gilmore-Girls in arm und zu devot kommt da rüber. Ich hätte die Story akzeptiert, bis Pip und Jamie Anfang 20 wären, aber mit 32 ist mir das zu krass. Pips Origamigedichte, ihr winziges Zimmer, ihr eingeschränktes, kontrolliertes Leben und dann noch der Kuppelversuch mit dem Ekelpaket Sammy verlangten sehr viel Ausdauer von mir ab, der Story weiter zu folgen. Man hat hier das Gefühl, dass die Story aus der Zeit gefallen ist und eigentlich in die Zeit von vor 100 Jahren spielt. Da wäre das Verhalten der Figuren stimmiger gewesen.

Auch wenn alle regelrecht unterwürfig die Familienmitglieder der Wolversons behandeln und ihnen alles durchgehen lassen, weil der halbe Ort dort arbeitet, schwillt mir der Kamm. Pips Schweigen zu allem, dass sie niemals etwas sagt, sondern alles nur denkt, wenn es nicht dem entspricht, was ihre Eltern erwarten, macht mich enorm wütend. Bis sich daran etwas ändert, vergeht viel zu viel Zeit. Man ahnt zwar von Anfang an, wie die Story enden wird, aber das stört mich nicht. Mich stört dagegen total, wie lang Pip braucht, um sich zu entwickeln und auszubrechen, obwohl schnell klar wird, dass die Menschen in ihrem Umfeld sie sehr mögen.

Warum gebe ich dann doch vier Sterne, wenn ich mich so ärgere? Weil die Story an sich sehr gut geschrieben ist und ich Sandra Voss sehr gern gelauscht habe. Pips Verhalten war blöd, nicht aber die Schreibkunst der Autorin. Und irgendwie ist es doch auch eine Leistung, eine Leserin oder Hörerin so auf die Palme zu bringen mit der Protagonistin, oder etwa nicht?
(c) cms
Vom Leben berührt Peter Henning
Vom Leben berührt (Buch)
4 von 5 Sterne

Ein großer Mann der Literatur

Peter Henning erzählt von einer späten Freundschaft zwischen ihm und den schon betagten Schriftsteller Dieter Wellershoff.
Er stellt die Bedeutung von Wellershoff schon als Lektor in den sechziger Jahren heraus und den späten Erfolg auch als Schriftsteller mit Der Liebesbeweis, auch verfilmt, und „Der Himmel ist kein Ort, ein Roman, den ich auch sehr geschätzt habe.

Mit 112 Seiten ist das Buch kurz, aber es reichte, um der Persönlichkeit eines großen Mannes der Literatur gerecht zu werden. Dieses Buch ist noch einmal eine späte Ehrung!
Schatten über dem Kloster Manuela Schörghofer
Schatten über dem Kloster (Buch)
4 von 5 Sterne

Spurensuche im mittelalterlichen Füssen

Im Jahr 1376 steht die Stadt Füssen nach einem Brand im Kloster Weißenfels unter Druck. Unter den Opfern findet sich der Bürgermeister, doch schon bald zeigt sich, dass er nicht im Feuer starb, sondern zuvor getötet wurde. Diese Ausgangslage sorgt für Spannung, da der Bürgermeister vielen in der Stadt verbunden war und unklar bleibt, wem man überhaupt noch trauen kann.
Isabella, die junge Witwe des Richters, wird durch ein Testament unerwartet in die Pflicht genommen. Sie soll den Mord an dem Freund ihres verstorbenen Mannes aufklären, wenn sie das Erbe antreten will. Damit steht sie plötzlich im Mittelpunkt eines Falles, der eigentlich nicht in ihre Hände gehört. Die Situation ist für sie ungewohnt und riskant, sie nimmt sie aber dennoch an.
An ihrer Seite stehen Leonhard, der Gerichtsschreiber, und Magnus, ein Medicus. Sie ergänzen sich in ihren Fähigkeiten, und zusammen folgen sie den Spuren, die sie zu Ratsmitgliedern, Klosterangehörigen und alten Konflikten führen. Schritt für Schritt treten Zusammenhänge zutage, die weit zurückreichen.
Die Darstellung des mittelalterlichen Alltags wirkt glaubwürdig. Die Autorin zeigt die sozialen Grenzen und die Bedeutung von Ruf und Stellung, ohne dies zu sehr auszuschmücken. Isabella handelt vorsichtig, aber mit wachsender Sicherheit. Ihre Haltung entsteht aus den Situationen heraus und wirkt natürlich.
Die Ermittlungen entfalten sich ruhig und nachvollziehbar. Die Spannung entsteht weniger durch dramatische Wendungen, als durch feine Beobachtungen, Gespräche und die kleinen Veränderungen im Verhalten einzelner Figuren. Gegen Ende zieht das Tempo an, und die Auflösung fügt sich schlüssig in das Gesamtbild ein.
Insgesamt bietet der Roman eine ausgewogene Mischung aus historischer Darstellung und Kriminalfall. Die Erzählweise bleibt klar und bodenständig, die Figuren wirken glaubhaft, und die Ermittlungen halten das Interesse bis zum Schluss. 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
Joshua Jackelby Benedict Mirow
Joshua Jackelby (Buch)
4 von 5 Sterne

Schwere Zeit in London

London 1851 stellt ein hartes Pflaster dar für Kinder. Es gibt viele Obdachlose und Waisen unter ihnen. Sie müssen sich alleine auf der Straßen durchkämpfen, sind immer hungrig und werden von allen Seiten ungerecht behandelt. Unter ihnen ist Joshua, an seiner Seite die Freunde Leroy und Charlie. Nachdem er einem Hund das Leben gerettet hat, ist Hazel eine treue Begleitung der Truppe.

Das Leben im damaligen London ist sehr realistisch beschrieben. Beim Lesen kommt man schnell in die Handlung und fiebert mit den Kindern mit. Sie erleben viele unglaubliche Dinge aus heutiger Sicht. Aber so kann man den Kindern von heute näher bringen, wie schwierig das Leben damals war.

Etwas deprimierend bei der Handlung fand ich, dass jede Aktion und jedes Vorhaben von den Kindern schief ging. Erst ganz am Schluss, wo die Handlung sehr schnell beendet wurde, haben sie endlich Glück und es geht gut für sie aus.
1 bis 10 von 181 Rezensionen