Düstere, atmosphärische Fantasy mit einigen Längen und zahlreichen Highlights
In einer Welt, in der Magie nur noch als Zusammenspiel zwischen zwei Menschen existiert, ist Grey Flynn eine sogenannte Quelle: Sie verleiht einem Magier Macht, bezahlt dafür jedoch mit ihrer eigenen Kraft. Seit Jahren steht sie Kier zur Seite, ihrem Beschützer und Magier. Als politische Intrigen, der drohende Verlust der Magie und das Geheimnis um die Insel Locke ihre Welt ins Wanken bringen, muss Grey sich entscheiden, wie viel sie noch bereit ist zu opfern - und wer sie eigentlich ist.
Wer "The Second Death of Locke" das erste Mal in den Händen hält, wird sicherlich ebenso begeistert wie ich von der tollen Aufmachung dieses Romans sein: Das Buch begeistert nicht nur mit einem wundervollen Wendecover, sondern auch noch mit detailreichen Inlays sowie einem zauberhaften Farbschnitt.
Doch auch inhaltlich hat der Roman - welcher erfrischenderweise ein eigenständiges, in sich abgeschlossenes Werk ist - einiges zu bieten. Die Autorin entführt den Leser in eine atmosphärische, düstere Fantasywelt, welche von Kriegen und einem mittelalterlichem Flair geprägt ist und in der Magie kein Geschenk, sondern stets mit einem Opfer verbunden ist. Der Einstieg gestaltet sich dabei als eher zurückhaltend und erfordert ein wenig Geduld seitens des Lesers, da einige Details lediglich angedeutet, nicht aber sofort erklärt werden. In Zusammenspiel mit einem feinen, einzigartigem Schreibstil sowie einem innovativem und hervorragend eingebundenem Magiesystem entsteht dadurch jedoch eine dichte, beinahe schwere Stimmung, die hervorragend zur Geschichte passt und den Leser in den Bann zieht. Trotz einiger Längen und seichten Momente lohnt es sich hier definitiv, dranzubleiben!
Im Mittelpunkt von "The Second Death of Locke" steht Grey Flynn, eine Protagonistin, die durch ihre Zurückhaltung und innere Zerrissenheit überzeugt. Sie ist es gewohnt, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und sich über ihre Funktion als Quelle zu definieren. Diese Selbstaufgabe wird an vielen Stellen deutlich, ist authentisch gezeichnet und wirkt teilweise fast schon schmerzhaft realistisch. Insgesamt wird Grey damit zu einer greifbaren und nahbaren Figur, welche im Zusammenspiel mit Kier eine entdramatisierte und realistische Beziehung zeichnet.
Wer Lust auf einen runden Fantasy-Einzelband mit einem gut ausgearbeiteten Magiesystem und Slow-Burn-Romance, die auch wirklich "slow" ist, hat, sollte sich dieses Buch unbedingt näher ansehen. Ich werde das nächste Buch der Autorin, welches im selben Universum spielt, mit Sicherheit auch lesen!
4,5/5 Sterne