Anstrengende Lektüre und ganz anders als erwartet
Ich fand dieses Buch in mehrfacher Hinsicht ziemlich anstrengend. Es gibt keine Kapitel und wenig Struktur in der Geschichte, der Text reiht sich einfach aneinander. Der Schreibstil ist umständlich und etwas verworren. Auch inhaltlich konnte der Roman mich nicht überzeugen, obwohl der Klappentext so vielversprechend war. Die Richterin bearbeitet in zweiter Instanz hauptsächlich Asylverfahren und hadert mit ihrer Rolle, der Gerechtigkeit, dem strengen Asylrecht Österreichs, usw., was in ihren Gedanken pausenlos Ausdruck findet. Den größten Teil des Buches nimmt aber ihre Familiengeschichte ein, der frühpensionierte Ehemann mit Putzfimmel und Fetisch, der ehemals drogenabhängige Bruder, der Tod des Vaters, die Augenkrankheit der Mutter und die eigenen gesundheitlichen Probleme. Das ist ziemlich viel und wird nicht kohärent erzählt, was das Verständnis erschwert und einen die Leselust verlieren lässt. Im letzten Viertel geht es dann um konkrete Verfahren im Asylrecht, die Passagen fand ich interessant, gut recherchiert, aber doch getrübt von dem unruhigen Schreibstil. Am Ende kommt dann noch ein neues Thema im Zusammenhang mit dem Vater auf sowie eine Bedrohungslage, das ist alles zu viel und passt nicht zusammen. Leider nicht mein Fall.