Nasskaltes Drama
Die junge Architekturstudentin Effy ist die Hauptperson dieses Romans. Seit frühester Jugend ist sie in psychiatrischer Behandlung. Nur mit Tabletten kann sie oft Wahn und Wirklichkeit trennen, denn als kleines Kind wäre sie fast ertrunken. Seitdem plagen sie Alpträume und Halluzinationen vom Elfenkönig, von dem sie sich bedrängt fühlt. Vielleicht hat sie auch gerade deswegen eine sehr innige Beziehung zu dem Nationaldichter Emrys Myrddin, dessen Werke sich häufig mit dem Elfenkönig befassen. Ein Traum wird wahr, als sie eine Ausschreibung gewinnt, den Wohnsitz des kürzlich verstorbenen Autors umzugestalten.
Als sie dort während eines Unwetters ankommt, erwartet sie ein verfallenes, unheimliches Herrenhaus, das von den Klippen zu stürzen droht. Und sie trifft auf den Literaturstudenten Preston Heloury, den sie von der ersten Sekunde an auf kindische Art und Weise verabscheut und das ihm gegenüber deutlich zeigt.
Spätestens jetzt verliert Effy beim Leser an Sympathiepunkten, weil sie völlig irrational emotional derart überreagiert. Die Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, ist nach diesen Startschwierigkeiten nicht so einfach nachvollziehbar. Jedenfalls sind sie gezwungen, gut zusammenzuarbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Während sie in dem nasskalten, dunklen Gemäuer tätig sind, steigert sich draußen das Unwetter zu einem lebensgefährlichen Naturereignis. Effys Visionen werden parallel dazu immer düsterer bis alles auf ein gewaltiges Finale zusteuert. Hier gibt es endlich etwas von der Spannung, die über lange Phasen hinweg gefehlt hat. Die Autorin hat eine Begabung dafür, die örtlichen Gegebenheiten und das seelische Innenleben sehr detailliert und bildhaft zu schildern, aber dadurch bleibt die Handlung statisch und man stellt sich die Frage, wann es endlich weitergeht.
Für mich sind die Charaktere von Effy und Preston nicht wirklich schlüssig. Weil außerdem die ganze Atmosphäre diese dunkle Weltuntergangsstimmung ausstrahlt, war ich sehr froh, als das Hörbuch endlich vorbei war. Die Sprecherin besitzt eine sehr kindliche Stimmfarbe und liest mit etwas zu viel Empathie. Aber vielleicht passt ja gerade das auch zu Effys unausgereiftem Wesen. Eine Fortsetzung kann mich wahrscheinlich nicht reizen, es sei denn, die Inhaltsangabe wirkt deutlich optimistischer.