Zum "Becircen"
Kaum jemand macht sich heute Gedanken, wo der Begriff "becircen" herkommt. Ein Wörterbuch klärt auf: Kirke oder Circe, die griechische Sagen-Zauberin, ist die Namensgeberin. Nun kann man sich nicht nur in der Sagen-Literatur über Circe informieren, sondern neuerdings auch musikalisch. Das Label cpo hat nun mit der groß angelegten Oper "CIRCE" des französischen Barock-Komponisten Henry Desmarest ein Werk eingespielt, dass die Machenschaften der gruseligen Zauberin auf beeindruckende Weise zum Klingen bringt. Nun bin ich kein Spezialist für Barock-Opern und es ist zudem besonders schwierig, eine Produktion zu bewerten, wenn es sich bei Komponist und Werk und Raritäten handelt und keine Vergleichaufnahme herangezogen werden kann. Da muss sich der Rezensent auf die Kompetenz und Qualität der Interpreten verlassen. Und das kann man in diesem Falle voll und ganz. Denn mit dem "Boston Early Music Festival Orchestra & Chorus", kurz: BEMF, sind hervorragende und ausgezeichnete Kräfte am Werk, deren Produktionen schon etliche Preise gewonnen haben. Desmarests Werk hat fast monumentale Dimensionen. Neben Chor und Orchester umfasst die Besetzungsliste ganze 18(!!) Solistinnen und Solisten. Mit Prolog und 5 Aufzügen, unterteilt in diverse Szenen, muss sich der Hörer über drei Stunden Zeit nehmen, um den
Trubel um die Zauberin zu verfolgen. Desmarest hat dazu sehr schöne Musik geschrieben, die den typisch französischen Barockstil in vollendeter Weise vorstellt. Ein stetiger Wechsel zwischen Soloteilen, Chören und instrumentalen Einschüben macht das Hören spannend und abwechslungsreich. All das setzt das BEMF unter Ihren Leitern mustergültig um. Mustergültig auch die Veröffentlichung durch cpo. Ein dickes, 191-seitiges Booklet enthält alles, was das Hörerherz begehrt: Informationen zu Werk und Interpreten, Kommentare, Inhaltsangaben und ein dreisprachiges Libretto. Alles einfach bestens! Zum "Becircen" schön!