Markstein zwischen Schütz und Bach
Welch ein Titel: " ACTUS MUSICUS AUF WEYH-NACHTEN"! Das hört sich richtig groß an und ist es auch, beschaut man sich die Komposition mal näher. Genau genommen haben wir es bei Schelles Komposition mit einem Werk zu tun, das zwischen Schütz' "Weihnachtshistorie" und Bachs "Weihnachtsoratorium" anzusiedeln wäre. Das Stück besteht aus 25 Teilen, Sonaten, Rezitativen, kleinen Arien und zumeist kurzen Chören, die allesamt sehr klang- und aussagekräftig gestaltet sind und zusammen knapp eine halbe Stunde dauern. Immer hört man irgendwie heraus, dass Schelle ein "musikalischer Ziehsohn" von Schütz und Bachs Vorläufer als Thomaskantor war. Interessant ist das allemal und sehr abwechslungsreich. Etwas volltönender geht es in den sechs kurzen, einteiligen Weihnachtskantaten auf der CD zu, denen das famose Ensemble "Concerto Palatino" den nötigen Blech-Weihnachtsglanz verpasst. Überhaupt sind die Interpretationen erste Klasse, auch wenn ein Solistenquartett (statt Chor) nicht jedermanns Sache ist. Trotzdem: Lupenreiner kann man die Vokalpartien wohl kaum vortragen. Könnte alles so schön sein, wäre da cpo nicht ein ärgerlicher Fauxpass mit dem Booklet passiert. Laut Booklet besteht Schelles Weihnachtsgeschichte aus 24 Teilen. Die CD weist aber 25(!!) Tracks auf. Was ist passiert? Der zweite Teil vom Booklet-Track 16 wird auf der CD als Nr.17 gezählt. So wird in der Folge aus Track 17 dann Track 18 usw.! Immer einen mehr! Das ist gerade bei einem so mehrteiligen Stück ärgerlich, wo man doch schon häufig einzelne Teile "ansteuern" will und dazu das Booklet zur Hilfe braucht. Schade! Da hätte die Booklet-Redaktion doch mal die CD hören sollen, bevor sie die Track-Nummern vergibt. Doch mir scheint, dass die Arbeit am Booklet schon abgeschlossen ist, bevor die CDs gefertigt werden. Egal wie - solchen Fehler darf sich cpo nicht noch einmal leisten!
Ansonsten - wie gesagt - eine sehr schöne CD.