chopins froher marzurken-tänzer
seine marzurkas waren chopins bevorzugte ausdrucksformen, gleich intimen tagebuch-eintragungen über die jahre seines gesamten schaffens (opp.6 - posth.68) hinweg.
sie reflektieren momentaufnahmen verschiedener perioden, mal mehr, mal weniger gewichtig, aber immer persönlich, verschwiegen und zugleich bewegt, mitteilsam, aber nie zu (vor-) laut.
chopin selbst verwies auf den charakter seiner kunst, die er ersinnte und aufführte, in eher kleinen, privaten zirkeln, keine theater-bühnen - 'speak low', hätte er wohl wie weill
seinen zuhörern anvertraut.
an einspielungen gibt es, abgesehen von den umfangreichen (über 60 marzurkas) gesamtaufnahmen rubinsteins (30er und 60er-jahre) und ashkenazy (70er), die man als werkgerechten, z.t. noblen standard betrachten kann, unzählige auswahl-aufnahmen,
aber wenige erstklassige, melos wie den tanz-rhythmus balancierend eigenständig ausgehörte und verspielt- geformte klein-ode, die alles artikuliert, aber nicht zu laut, hörbar machen.
qualitäten, die diese neue chopin-einspielung des noch jungen und unbekannten israeli Iddo Bar - Shai aus tel-aviv auszeichnet, in paris von alexis weissenberg gefördert,
der auch kammermusikalisch mit ensembles wie Ysaÿe-, Ebène- und dem Aviv-quartet musiziert.
wie in frühen aufnahmen ignaz friedman, rubinstein, kapell und in neueren ivan moravec, a-b-michelangeli und besonders piotr anderszewski, gelingt bar-shai mit chopin eine frischzellenkur: so frei beschwingt, ohne oberflächlich-effektvoll zu sein und ohne betont melancholische wehen, habe ich eine marzurken-auswahl
bisher nicht gehört.
das label mirare bietet eine abgerundet schön klingende technische facon.
absolut eigenständig, bemerkens- und empfehlenswert !