Lookin’ through the mirror of my mind …
Diana Ross And The Supremes - Reflections, als SHM-CD
Es hat ein halbes Leben gedauert, bis ich dieses Album endlich in optimalem Klang hören konnte (wann Hip-O Select mit seiner Expanded Edition fertig wird, steht ja noch in den Sternen)
Und so ist diese 24 Bit remastered SHM-CD von Universal-Records Japan derzeit eine hervorragende Wahl.
Obwohl ich schon in den '60s die US-Pressung des Albums und dann später noch - während einer Skandinavien-Reise - eine norwegische Pressung :-) kaufte, hat mich der dünne Klang immer frustriert. Selbst die bereits 1991 erschienene Standard-CD (MOTD-5494) war in dieser Beziehung alles andere, als überzeugend.
Dagegen ist die neue CD-Version nicht anders zu bezeichnen, als spektakulär. Alle Songs gewinnen enorm an Präsenz und Ausstrahlung, die Musik lebt und „atmet“. Erstmals wird mir bewusst, wie gut jeder einzelne Song tatsächlich ist. Ich bin absolut begeistert und freue mich sehr über den Kauf.
Zur Album-Geschichte:
Aufgenommen in den Jahren 1967 und 1968, veröffentlichte Motown das Album am 25. März 1968. Es war das letzte Original-Supremes Album, das vom Komponisten- und Produzententeam Holland-Dozier-Holland produziert wurde.
Außerdem war es das letzte Studio-Album der Supremes, an dem Gründungsmitglied Florence Ballard mitwirkte, bevor sie von den beiden anderen Gruppenmitgliedern Diana Ross und Mary Wilson aus der Gruppe gevotet wurde (Hintergründe dazu habe ich in meiner Rezension der SHM-CD ‚The Supremes Sing Holland-Dozier-Holland’ geschildert). Es war außerdem das erste Album auf dem erstmals der neue Gruppenname Diana Ross And The Supremes zu lesen war.
Auf etwa der Hälfte der Songs ist noch Florence Ballard (Background) zu hören, auf der anderen Hälfte bereits ihre Nachfolgerin Cindy Birdsong. Ursprünglich enthielt das Album-Cover auch Fotos von Florence, die dann jedoch kurzfristig gegen Gruppenfotos mit Cindy ausgetauscht wurden.
Zur Musik:
Wie gesagt, wirklich genießen konnte ich das Album, als Gesamtkunstwerk, bisher nicht (weil der Klang so mies war). Jetzt ist es ein Hochgenuss die Songs komplett anzuhören und Konzept und Songauswahl erweisen sich als absolut stimmig und raffiniert zusammen gestellt.
Reflections: Der Titelsong (Single-Auskoppelung) und spätere Erkennungsmusik der US TV-Serie ‚China Beach’ ist ein absoluter Top-Titel, der es nur deshalb nicht auf Platz 1 der Billboard Charts schaffte, weil dort Bobbie Gentry’s ‚Ode To Billie Joe’ wochenlang die Spitzenposition für die Supremes blockierte, die auf Nr. 2 verharrten. Für Fans ist jedoch klar, das IST ein Nr.1 Hit der Supremes, psychedelisch, melancholisch, faszinierend - ein weltweiter Fan-Favorit. In den konkurrierenden Cashbox Charts schaffte es Reflections dagegen locker auf Platz 1
Der Song I’m Gonna Make It (I Will Wait For You) schließt sich harmonisch an Reflections an und ist viel besser, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Forever Came Today (Single-Auskoppelung): H-D-H hatten laut eigener Aussage „alles in diesen Song gepackt“, was sie in Jahren gelernt hatten. Sie halten den Titel auch heute noch für eines ihrer Meisterwerke und waren damals sehr überrascht und enttäuscht, dass der Song nicht der überragende Erfolg wurde, den sie sich erhofft hatten. Dem stimme ich zu, denn Arrangement, Gesang und Komposition sind hervorragend. Später hatten dann The Jackson Five mit ihrer Cover-Version Erfolg.
I Can’t Make It Alone, ebenfalls wunderbar stimmig und gut interpretiert.
In And Out Of Love (Single-Auskoppelung), erstmals nicht in Detroit aufgenommen, sondern in Los Angeles, wo die Supremes sich gerade aufhielten, fehlte es etwas am typischen Motown-Sound. Obwohl H-D-H in Detroit die Rhythm-Section neu aufnehmen ließen (die weißen LA-Musiker hatten ihnen entschieden zu wenig Drive), war der Song nicht mehr zu retten. Er blieb weit hinter den Erwartungen zurück, auch wenn er auf den internen ‚American Bandstand’ Charts (TV-Musikshow des TV-Senders ABC) Platz 1 erreichte, war doch die Höchstplatzierung (Platz 9) in den Billboard Single Charts für die erfolgsverwöhnten Supremes und H-D-H eine herbe Enttäuschung. Whatever …, im neuen Remastering ist auch dieser Titel ein Genuss.
Love Makes Me Do Foolish Things ist eine großartige Cover-Version des Martha Reeves & The Vandellas Songs und dieser hohe Standard gilt auch für weitere Cover-Versionen auf dem Album, wie Then, einst komponiert und produziert von Smokey Robinson für The Four Tops +++ What The World Needs Now Is Love, von Musik-Legende Burt Bacharach und seinem Texter Hal David geschrieben +++ Up, Up And Away (Original: The Fifth Dimension) +++ Ode to Billie Joe (Original: Bobbie Gentry) :-)
Weitere Highlights auf dem Album sind Misery Makes Its Home in My Heart von Smokey Robinson +++ Bah-Bah-Bah, geschrieben von Motown-Starsängerin Brenda Holloway und ihrer Schwester Patrice Holloway.
Dankenswerter Weise wurden außerdem die beiden schönen Bonustitel der CD-Version von 1991 auch für die neue High-Class CD übernommen: Stay In My Lonely Arms (Holland-Dozier-Holland) +++ All I Know About You (Holland-Dozier-Holland, Frank De Vol) B-Seite von The Happening
Resümee:
Ein Original Motown Studio Album aus der so überaus erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Supremes und Holland-Dozier-Holland, das es verdient hat neu (wieder) entdeckt zu werden, zumal es jetzt (erstmals) so richtig ‚geil’ klingt.
Kaufempfehlung:
Für Supremes- und Motown-Fans unbedingt kaufen, zumal die Liebhaberpreise für diese limitierte Neu-Auflage schon bald ins Astronomische steigen dürften.