Joki Freund Sextet mit Emil Magelsdorff, Wolfgang Dauner und Eberhard Weber im Jahre 1963
Bei solchen Musikern kann man nur tolle Musik erwarten, und die kriegt man auch. Angesichts der Tatsache, dass von Joki Freund als Solist kaum Aufnahmen heute noch erhaeltlich sind (Ausnahme: Mit Albert Mangelsdorf und Colin Wilkie als geniale MPS CD, die aber ohnehin demnaechst nur noch fuer ueber 100 Euro gebraucht zu erhalten sein wird), ist diese CD einen wichtiger Schritt gegen das Totschweigen dieses tollen Musiker, der zu dieser Zeit zweifellos einer der Top Drei Jazzmusiker Frankfurts war. Die Tonqualitaet ist bei den Blaesern hervorragend, viel besser als auf den kuerzlich herausgegeben MFSL Original Master Editions, insbesondere was etwa Miles' Kind of Blue angeht. Wie kann das sein? In Frankfurt am Flughafen (Walldorf!) bessere Studiotechnik als in New York City beim absoluten Top Seller Miles? An den leisen Stellen offenbart sich der Trick: Man hoert ein seltsam bekanntes Percussionsinstrument, das einen konstanten Rhythmus haelt, der aber nicht zum Rest der Musik passt. Aeltere werden es sofort erraten: Plattenknacksen! Kaum abgespielt altern Schallplatten eben nicht ueber die Jahre und zerfallen auch nicht wie die Masterbaender von Kind of Blue. Beim weiteren checken sind auch die Baesse (das Sextett hat einen zweiten Kontrabass mit Karl Theodor Geier) ein bisschen zu laut und zu breit und ganz leicht breiig. Da sollte man einmal den sicherliche einige Tausend Euro teuren Tonabnehmer gegen einen mit neuer Daempfung austauschen! Wer allerdings dem Mythos huldigen moechte, der Frankfurter Jazz um 1960 sei auf dem Avantgardniveau der USA gewesen, wird von dieser Aufnahme nicht unterstuetzt. Hier gibt es nichts Wildes und nichts Neues. Die Musik ist Cool Jazz, Bebop als "sanfte Barmusik" (wie es mein Vater in Frankfurt damals erwartete), und immerhin auch modal. Ja, Kind of Blue hatten diese tollen Musiker bereits sehr wohl assimiliert, nur war ihnen Gott hierbei nicht so gnaedig wie bei Kind of Blue, bei der man sich wirklich fragt, wie Miles und BILL Evans das hinkriegen konnten. (Vielleicht hatten Trane, Cannonball und Chambers so viel Angst, die Tonart zu wechseln, dass sie genial sein mussten). So begnadet ist Yogi Jazz nicht. Und, obwohl Jazz fuer mich immer mit den Konzerten im Palmengarten primaer verbunden bleibt (weil man sich den Eintritt vom Taschengeld leisten konnte) bin ich doch nicht so sehr n'Frankfodder Bub, dass ich diese Scheibe als Avantgard oder als Musik von globaler Bedeutung bezeichenen muesste.