Der SARABANDE-Nachfolger....anders...nicht so spannend wie seine Vorgänger-Soloalben, doch angenehm zu hören....
Sechs Jahre waren seit Jon Lords letzter Soloplatte SARABANDE vergangen, inzwischen spielte er bei Whitesnake, war hier etwas unterfordert. Da kam das Angebot der EMI genau richtig, einmal wieder eigene Sachen zu präsentieren. Allerdings nun erstmalig nicht mehr mit großem Orchester und dem Versuch Klassik und Rock zu vereinen. Zwar waren klassische Anleihen in Stücken wie „Bach Onto This“ oder „Tender Babes“ nicht zu überhören, doch präsentierte Lord eher Mainstream-Songs im Spannungsfeld von bluesigem Rock bis sanften Balladen. Auf der ursprünglichen LP fanden sich auf Seite 1 die vier druckvolleren Rocksongs, während auf der Rückseite vier sanfte Titel erklangen. Für Abwechslung sorgte auch, dass in fast jedem Song andere, hochkarätige Musiker zum Einsatz kamen. So spielen im Opener „Chance On A Feeling“ mit Bernie Marsden, Neil Murray und Ian Paice seine Kollegen von Whitesnake – entsprechend klingt der Song auch. In „Tender Babes“ gerbt Cozy Powell die Felle, während mit Mick Ralphs, Boz Burrell und Simon Kirke in „Hollywood Rock And Roll“ fast die kompletten Bad Company im Studio waren. Lords Kumpel Tony Ashton übernahm hier in unnachahmlicher Weise den Gesang. Das mit acht Minuten längste Stück des Albums, „Bach Onto This“ (die Basis ist die bekannte Orgeltoccata BWV 565 von J. S. Bach) featured mit Bernie Marsden, Neil Murray und Simon Phillips die instrumental mitreißendsten Partner. Der Titeltrack plätschert etwa dahin, in der traumhaften Ballade „Say It’s All Right“ glänzt Sängerin Vicky Brown. Nach einem geschmackvollen Instrumental von Lord und Neil Murray in „Burntwood“ klang mit „Where Are You?“, einem weiteren Balladen-Duo, hier begleitet Jon Lord den von Velvet Opera und Stretch bekannten Sänger Elmer Gantry, das Original-Album aus. Bereits 1994 veröffentlichte RPM eine mit vier Outtakes erweitere CD-Version, ergänzt um ein langes Interview mit Jon Lord und ausführlichen Liner Notes von Simon Robinson. Auf der aktuelle Veröffentlichung erklingen diese Songs ebenfalls: „Going Home“, ein entspanntes Rock-Instrumental mit den drei Bad Company-Buddys, „Pavane“, ein etwas kitschiges Keyboardsolo mit eingestreuten bluesigen Klavierläufen, „Lady“, ein bewegendes Pop-Duo mit Vicky Brown, sowie „For A Friend“, einem zweiten Lord Balladen-Solostück. Statt des Interviews wurde der 7“ Single Edit von „Bach Onto This“ zugegeben. Für die, wenn auch wesentlich kürzeren, Linernotes sorgt diesmal Neil Murray. Wer also die damalige Expanded Version sein eigen nennt, benötigt die neue Version nicht unbedingt, da auch der klangliche Mehrwert nicht exorbitant ausfällt. Ansonsten ist die sehr angenehm zu hörende Scheibe auch heute noch eine Empfehlung. Wer allerdings auf Lords großen, ausufernden Klassik-Rock-Werke der Vorgängeralben oder den Hardrock seiner Stammband Deep Purpe steht, wird hier nicht unbedingt durchgehend glücklich werden.