Meisterwerk zum 80. Geburtstag
Naxos hat nun pünktlich zum 80. Geburtstag des Komponisten am 23. November 2013, die Sinfonien 1-5, 7 und 8 in einer Box zum günstigen Preis zusammengestellt. Die Sinfonie Nr. 6 ist noch nicht komponiert. Unter der Leitung von Antoni Wit, einem Freund des Komponisten und dem Warsaw Radio Symphonie Orchestra Katowice und dem Warsaw National Philharmonic Orchestra liegen diese nun, neben den Werken durch den Komponisten selbst dirgiert, zum "halben" Preis massstabsetzend interpretiert vor.
Sinfonie 1: ist eine rhymische und sich ständig bewegende Tonrepetition mit Bläserakkorden und zeitgleich statischen Klangflächen. Es entstand 1972/73 und hat für mich eine Nähe zum Horroklassiker "Exorzist" für welche der Komponist auch Stücke geliefert hat,
Sinfonie 2: Die 2. Sinfonie bekam durch den Beginn mit dem Weihnachtslied "Stille Nacht" welches beim Stück den Anfang bildet seinen Beinamen. Obwohl sich Penderecki bei seiner Komposition der 2. Sinfonie von seine früherern Klangexperimenten abwendet und eher einer spätromantischen Musiksprache bedient ist seine musikalische Inspiration keineswegs eingeschränkt. Die mit einem Paukenwirbel beginnende Sinfonie entwickelt durch deie charakteristische Septsprünge und den Bläserakkorden leichte Assoziationen mit der Musik von Richard Wagner oder Anton Bruckner. Bei der Durchführung "Lento" der Sinfonie stellt er eine Verbindung zu seinem "Paradise Lost" her, und das Weihnachtsmotif erkling erneut. Die Rerise beginnt wieder mit einem Paukenwirbel und zum Schluss meldet sich noch einmal das Anfangsmotiv.
Sinfonie 3: Penderecki´s 3. Sinfonie entstand zeitgleich mit seinem 2. Cellokonzert und ist ein Auftragswerk für das 50jährige Bestehen des Luzerner Festspielorchesters begonnen und wurde zur 5-sätzigen Sinfonie. Über einem Orgelpunkt nehmen im ersten Satz Dynamik und Ausdrucksstärke bis zur Mitte ständig zu und sinken nun wieder zurück. Der zweite Satz arbeitet verstärkt mit starkem Schlagwerkintermezzo hat einen diabolischen Tonfall. Im Adagio wird der Vergangenheit noch einmal gedacht bevor sie in einen Trauermarsch mündet, und sich zu einer euphorischen Apotheose erhebt. Das Scherzo hat den Charakter eines wilden Hexensabbat, und läßt somit Rückschlüsse zum Horrorklassiker "Exorzist" entstehen.
Sinfonie 4: Bei seiner 4. Sinfonie wechselt der Fluss zwischen langsam, belebt und schnellen Teilen bis zum ruhigen Epilog. Das Adagio beginnt kraftvoll und energisch mit langanhalten Trompetenstößen und tiefen Streichern mit energischen Paukenschlägen. Im dritten Satz greift die Soloflöte die Klagemelodie auf und diese wird fortlaufend durch alle Blasinstrumente weitergegeben. Die Expositon furch Flöten und Piccolo durchlebten das Scherzando der Expositon bis das Werk mit leiser Pauke zum Abschluss kommt.
Sinfonie 5: ist ebenfalls ein Auftragswerk und ist 1991/92 entstanden. Es hat den Hintergrund des 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Koreas von Japan. Es beginnt mit eindringlich sich wiederholenden Akkorden der tiefen Streicher und das Hauptthema tritt in den Hörnern über das ganze Stück vertieft immer wieder auf. Im Scherzo schwirren die Streicher mit strahlenden Blechbläserklängen und harschen Streicherakkorden zum Trioteil. Das Stück endet in eime choralartigen Vortrag des korianischen Liedthemas in den Blechbläsern.
Sinfonie 7: Mit seiner 7. Sinfonie, Oratorium, schlägt der Komponist eine Brücke zu seinen Sakralen Werken, sie bilden den Übergang zwischen Sinfonik und geistlicher Musik. Genau wie bei Gustav Mahlers 2. Sinfonie "Auferstehungssinfonie" findet Krzysztof Penderecki genau den Grad um beide Welten miteinander zu vereinigen. Dem Werk liegt eine Alttestamentarische Deutung der Stadt Jerusalem zugrunde, wobei das 8. Tor für den Messiah in der Jüdischen Tradition vorbehalten ist. Die Uraufführung fand 1997 unter der Leitung von Lorin Maazel in Jerusalem statt, bei seiner Polnischen Premiere gab der Komponist dem Werk den Namen der 7. Sinfonie.
Sinfonie 8: Mit seiner 8. Sinfonie "Lieder der Vergänglichkeit" liefert Krzysztof Penderecki den Kunstliedzyklus für das neue Jahrtausend. Es hat für mich den gleichen Stellenwert für die zeitgenössische Zeitrechung, welche die Werke von Gustav Mahler mit seine Liedzyklen und Franz Schubert zu ihrer Zeit hatten. Die Lieder beruhen auf Werken von Eichendorff, Rilke, Hesse, Goethe und von Arnim.
Zusätzliche Stücke der Edition:
"Aus den Psalmen Davids" von 1958 konstruiert der Komponist eine Chorsuite mit Schlagzeug, in dissonanter Harmonik und agressiven Rhythmen und legt somit die Grundlage für ein zeitgenössisches Meisterwerk.
Das Oratorium "Dies Irae" aus 1967 besteht aus 3 abgegrenzten Teilen. Teil 1 bezieht sich auf ein Gedicht von Louis Aragon mit dem Titel "Auschwitz" mit Chor, Soli und heftigen Akkordballungen. Teil 2 "Apokalypse" verwendet Psalm 116 aus der Offenbarung. Das Werk beginnt mit einem Monolog durch Blech und Pauken unterstützt und endet mit vollem Klang, der 3. Teil "Apotheose" verwendet ebenfalls die Worte der Offenbarung und endet indem die Musik wütend emporwogt und in den tiefen Streichern leise erstirbt
"Threnos" ist ein Stück für 52 Streichinstrumente und ist den Opfern von Hiroshima gewidmet, es besteht aus Cluster und Klangflächen und hat keine rhytmischen oder Akkordfolgen im herkömmlichen Sinn.
Die nächste Steigerung bildet "Fluorescences" ein Jahr später entstanden und bei den Donaueschinger Musiktagen 1962 vom Komponisten als "Endbilanz" bezeichnet. Diese Komposition ist für den Komponisten eine totale Quelle des Klanges und frei von zeitlicher Organisation. Hier findet alles Verwertung Kuhglocken, Glas-, Eisen- und Holzstücke. Unterschiedliche und zeitgleiche Tempi der einzelnen Klangerzeuger, das Stück endet auf dem tiefmöglichsten Ton des Kontrabass.
"De natura sonoris II" nimmt bezug auf sein 5 Jahre vorher komponiertes Stück mit dem Titel "De natura sonoris I", unterscheidet sich aber deutlich vom "reinen Klangexperiment" dieses Stückes. Ohne Holzbläser und Trompeten schlägt dieses neue Stück gedämpfte Töne an. Das Stück beginnt in fast vollständiger Stille, dann kommen Cluster in den höchsten Lagen mit Vogelpfeife und Singender Säge, dann übernimmt die Solobratsche minutenlang den Ton "f". Zwischen diesen beiden Polen entwickelt Penderecki Streicher-Cluster und Blechbläser Blöcke. Den Schluss sezten 11 Hammerschläge auf einer Eisenschiene, bevor alles im Nichts versinkt.
Alle Aufnahemn haben eine vorzügliche dynamische und weiträumige Akustik und gute Tiefenschärfe des Raums. Neben den Einspielungen durch Krzysztof Penderecki auf DUX, die Aufnahme die man haben muss.