Die Performance
Nun sind sie endlich verfügbar, die kompletten uneditierten 4 Konzerte vom Fillmore East. Die wesentliche Erkenntnis: Die Produzenten hatten schon 1971 ein außerordentlich gutes Gespür für musikalische Klasse. Denn die Titel, welche in „Performance“ aufgenommen wurden, sind im Großen und Ganzen wirklich die besten der zwei Abende gewesen. CD1, das erste set, zeigt HP noch gebremst, auch sind die Tontechniker noch dabei, die endgültige Abstimmung zu finden (so auch in den Liner Notes zu lesen). Die besten Momente von HP sind dann auf CD2 und CD4, es scheint, dass bei set 1 und 3 doch mehr Zeitdruck und Nervosität herrschte, als gut war. Keine Überraschung also, dass in der Hauptsache die Compilation zu „performance“ aus set 2 und 4 besteht, von „Stone Cold Fever“ mal abgesehen.
Die große Virtuosität von HP wird an „Gilded Splinters“ deutlich. HP bringen diesen Titel in jedem Set, und es wird klar, daß die Version, die sich auf „Performance“ findet, diejenige ist, die noch am meisten Längen aufweist. Keine schlechte Version, wohlgemerkt, aber vor allem die Versionen von set 2 und 3 gefallen mir wesentlich besser: Frampton kann mit längeren Soli glänzen ebenso wie Marriott mit Vocals und Harmonica. Aber diese beiden Versionen haben klar mehr Dynamik, im Rhythmus straight forward, wo es bei der bekannten Version in der Mitte doch einen kleinen Durchhänger gibt. Auch bei „Halleujah“ (set 3 und 4) hat Frampton mehr Zeit für Soli. Und er zeigt, wie virtuos und variantenreich man einen solchen Song spielen kann.
Eine enorme Verbesserung hat der Sound erfahren. Bass und Grundtonbereich sind jetzt einfach präsent, insgesamt hat die Aufnahme jetzt mehr Transparenz, sehr ausgewogen. Fans können einfach mal das Intro zu „No Doctor“ aus „Performance“ zur aktuellen Abmischung in „Complete“ gegenhören: Der Monsterbass fegt jetzt wirklich alles weg, ein Sturm jetzt, kein Lüftchen mehr. Im Gegensatz zur bekannten „Performance“ herrscht, gewollt, der Eindruck, man sitze (Fillmore East war bestuhlt) in der 5 oder 6 Reihe. Hall und Echo, die zu diesem Zweck zugemischt wurden, können zu Beginn etwas irritieren, am Ende vermittelt es aber einen authentischen Konzerteindruck.