allenfalls Durchschnitt
Buchinhalt:
Zeit seines Lebens wurde dem 15jährigen Will West eingebläut, ja nicht aufzufallen, in der Menge unterzutauchen und zu rennen, rennen rennen. Warum sein Vater 98 Regeln aufstellt, die Wills Leben fortan bestimmen, weiß er zunächst nicht. Als eines Tages Männer in schwarzen Anzügen hinter Will her sind, seine Eltern sich wie ferngesteuerte Zombies verhalten und ein durchgeknallter Typ in seltsamem Auto Wills Weg kreuzt, nimmt der Junge die Beine in die Hand und flieht. Seine Flucht führt ihn schließlich in ein Internat für Jugendliche mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dort fühlt sich Will zunächst sicher. Doch ist er das wirklich?
Persönlicher Eindruck:
Auf mich machten Buch und Klappentext zunächst einen sehr interessanten Eindruck – ein Jugendroman, der Dystopie, Science Fiction, Fantasy und Realroman in einem vereint. „Epischer Kampf der guten Mächte dieser Welt“, wen macht so ein Versprechen nicht neugierig?
Leider erfüllte der Roman meine hohen Erwartungen nicht. Will ist 15 Jahre alt, entpuppt sich vom 08/15-Teenager zum Superman-Verschnitt, der die Welt retten soll, verfolgt von finsteren Mächten und ganz auf sich allein gestellt. Und es wird gerannt, gerannt, gerannt. Ein Drittel des Romans über geschah fast nichts anderes. Will wird verfolgt, Will denkt in allen Lebenslagen an die entsprechende Verhaltensregel seines Vaters, Will rennt. Dann im Internat kommen endlich neue Figuren hinzu. Leider bleiben diese samt dem jungen Protagonisten mehr oder weniger flach und austauschbar, so wirklich mit Sympathie punktet da keiner.
Will selbst hinterfragt trotz seiner Gesamtsituation sehr wenig, was man ihm so auftischt und das fand ich eigenartig. Auf mich machte das Internat bis zum Schluß eher den Eindruck, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein, sorry. Vertrauenserweckend ist bei mir was anderes.
Seltsam finde ich vor allem, dass diese Schule eine Art Schlaraffenland (das Internat hat ein eigenes Einkaufszentrum!) sein soll, ohne wirkliche Aufsicht durch Lehrer / Erwachsene (die Schüler sind erst 15, hallo??) und mit der nie ausgeschöpften goldenen Kreditkarte, schickes Essen im Restaurant inklusive. Ich frage mich, warum in dieser Welt niemand stutzig wird, wenn ein 15jähriger Teenie auf dicke Hose macht. Das war mir weit an jeglicher Realität vorbei und schlichtweg unglaubhaft.
Zwischendurch gibt’s, und das stelle ich gar nicht in Abrede, immer wieder spannende Momente, auch gegen Ende - allerdings habe ich einen durchgängigen Spannungsbogen vermisst, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Es zog sich für meinen Geschmack bisweilen zäh und langweilig dahin, so dass ich an mich halten mußte, nicht ganze Abschnitte zu überspringen. Wahrscheinlich hätte ich nicht mal viel verpasst.
Verglichen mit anderen Romanen, die beide Geschlechter des jugendlichen Publikums gleichermaßen ansprechen sollen, konnte „Paladin Project“ nicht wirklich punkten. Und es soll ja noch einen weiteren Band geben. Ob ich allerdings nochmal mit Will und seinen Superhelden-Freunden auf die Piste gehen muß, ist mehr als fraglich – so wirklich überzeugen konnte der Roman mich nicht, auch wenn er den Eindruck eines papiernen Actionfilms geben möchte.
Für meinen Geschmack bestenfalls Durchnitt.