Back to the roots!
Das ist genau das Album, das sich viele Stones-Fans schon lange gewünscht haben: reiner Blues. Wenn man sich die vielen Videos von Konzerten ansieht - die Stones spielen die Bluesstücke immer mit besonderem Herzblut und man merkt, daß es ihnen Spaß macht! Und jetzt endlich ein ganzes Album davon! Sie vermeiden den Fehler vieler anderer - sie spielen nur Stücke, die man bisher nicht von Ihnen hörte (also keine Neuausgabe der Robert-Johnson-Nummern z. B.) und auch da noch solche, die nicht über die Jahre hinweg fast zu Tode genudelt wurden ("Hoochie Coochie Man" oder "Smokestack Lightning" z. B.). Relativ unbekannte Stücke also, aber von den Meistern des Genres: Little Walter, Willie Dixon, Chester Burnett... Und ich muß sagen: das klingt so rauh und dreckig, wie das sein soll. Chicago-Blues aus den späten Fünfzigern, aber klanglich halt auf dem neuesten Niveau. Die Band spielt ganz hervorragend zusammen - Ronnie und Keith spielen sich wie immer die "Bälle" zu, aber keiner spielt ein ausuferndes Solo und Charlie groovt, daß es eine Freude ist. Alles bleibt kompakt. Die beiden einzigen ausgedehnteren Soli kommen von Mr. Slowhand, der sich hier auch ganz prima in den Bandsound einfügt - nicht so wie bei den Livemitschnitten der frühen Neunziger, wo er doch eher wie ein Fremdkörper klang, der halt für ein Solo auf die Bühne kommt. Highlight bei fast allen Songs ist Jaggers Mundharmonika - der Mann kann das genau so gut wie seine schwarzen Vorbilder. Und er singt sich die Seele aus dem Leib - selten hat Jagger so konzentriert und ausdrucksstark gesungen. Ganz groß! Überhaupt: die ganze Band klingt mittlerweile so, daß sie sich vor Muddy & Co. nicht zu verstecken braucht: die spielen auf Augenhöhe mit den Meistern. Man höre sich zum Vergleich mal die ersten beiden Stones-LPs an - welch ein weiter Weg von den jungen Blues-Adepten zu den Meistern, die man hier hören kann. Brian freut sich, da oben...