Sehr schöner Film für die ganze Familie
"Heidi" ist sicher bekannter als der Schellen-Ursli", der nur in der Schweiz an "Heidi" herankommt, in Deutschland aber kaum bekannt ist. Der Schellen-Ursli ist sicher aber spannender und insgesamt stimmungsreicher als selbst die neueste Heidi-Verfilmung (mit Bruno Ganz); eher auch etwas für Jungen als für Mädchen, auch wenn im Schellen-Ursli ein Mädchen die zweite Hauptrolle spielt. Die Handlung ist recht einfach und fast zu schön - solch harmonische Familien wie die der beiden Hauptfiguren kann man sich heute kaum noch vorstellen. Aber zu der Zeit, in welcher der Film spielt, hat man wohl tatsächlich mehr als heute zusammengehalten.
Die Film-, insbesondere auch die Tier- und Naturaufnahmen sind einzigartig, das Engadin als Aufnahmeort vermittelt sich sehr gut als die Landschaft, in der eine solche Geschichte spielen könnte. Bisweilen nimmt der Film fast schon märchenhafte Züge an, u.a. in den Szenen zwischen den beiden Kindern und dem Wolf (mehr sei hier nicht verraten) oder in der Brückenquerung, vor allem mit der Glocke (Schelle) einschließlich des Nutzens der Glocke als Schlitten. Ob die elektrische Taschenlampe wirklich ein Anachronismus ist, weil man sonst noch mit der Postkutsche unterwegs ist, ist mir unklar; in Graubünden gab es immerhin bis 1926 keine Fahrerlaubnis für Autos. Aber das wie auch die märchenhaften "Übertreibungen" sind nebensächlich, denn sie wirken gleichwohl stimmig, nicht übrtrieben, und andererseits wird das harte Leben in dem Bündner Bergdorf sehr lebensecht dargestellt.
Die schauspielerischen Leistungen sind überragend, vor allem die des "Schellen-Ursli" Jonas Hartmann, der übrigens ein Schweizer Junge mit kurdischen Wurzeln ist - was man im Film aber nicht merkt -; trotzdem schön, dass das so gut geht. Das Spiel von Schellen-Ursli und seiner Freundin Sereina ist sehr gut - bis in die Details sehr kindgerecht.
Der Ton ist in der deutschen Übertragung teilweise nicht überzeugend, weil etwas zu hallig; überhaupt ist die deutsche Fassung nicht so reizvoll wie das originale Schwyzerdütsch. Am besten man wählt letzteres und - will man alle Feinheiten verstehen - die deutschen Untertitel.
In der Schweiz wird die DVD nur mit den Sprachen Schwyzerdütsch, Französisch und Italienisch vertrieben, hat dort aber den Vorteil, mit Extras aufzuwarten, die zeigen, wie die "Action-Szenen" entstanden sind. Schade - und völlig unverständlich! -, dass auf der hier vertriebenen Fassung sämtliche Extras fehlen, die es in der Schweizer Edition gibt.