Ein zu Unrecht vernachlässigter Meister
Das Jahr 2013 war nicht arm an runden Gedenktagen; 200. Geburtstag von Wagner und Verdi, 100. Geburtstag von Sir Benjamin Britten, 50. Todestag Poulenc und Hindemith.
Ein weiterer Jubilar ist jedoch - völlig zu Unrecht - arg vernachlässigt worden. Ein weiterer 100. Geburtstag, nämlich der polnische Komponist Witold Lutoslawski.
Ein Stück dürfte vielen Fernsehzuschauern bekannt sein, das in den 1970er und 1980er Jahren beliebte ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal. Die Erkennungsmelodie ist ein Ausschnitt aus dem 1. Satz des "Konzert für Orchester".
Die eingespielten Werke auf dieser CD sind späte Werke des eigenwilligen, aber sehr interessanten Komponisten. Das Klavierkonzert, glänzend von Krystian Zimerman interpretiert, ist auch diesem gewidmet. Das Werk erinnert stellenweise an Messiaen, es stellt diverse Musikstile dar; avantgardistisch, neoklassizistisch, teilweise etwas dissonant, aber immer "moderat".
Die Partita für Violine und Orchester, Anne-Sophie Mutter gewidmet; sie ist auch die Solistin in diesem Werk, trägt überwiegend neoklassizistische und virtuose Züge, erinnert teilweise an Strawinsky.
Das letzte Stück, eine letzte Auftragsarbeit von Paul Sacher, dem bekannten Schweizer Musikmäzen (u.a. war Bartóks Konzert für Orchester durch ihn beautragt worden). Ebenfalls von Anne-Sophie Mutter interpretiert, besticht durch seine teils lyrische und verklärte Spielweise, auch hier eine gewisse Parallele zu Olivier Messiaen, dessen späte Werke auch sehr schöne, verklärte Züge tragen.
Die Tatsache, dass das exzellent spielende BBC Symphony Orchestra unter der Leitung des Komponisten spielt, macht die Aufnahme umso wertvoller; immerhin gehören diese Werke mit zu den letzten Aufnahmen unter Lutoslawskis Leitung.
Absolut hörenswert; auch das Beiheft spart nicht an Informationen, es ist zwar einfach aufgemacht, aber recht ansprechend und informativ.