Aufruf zum intelligenten Widerstand
Vorliegendes Essay entstand 1951 zu einem Zeitpunkt, als Deutschland in Ost und West noch dabei war, die Greuel der Nazidiktatur aufzuarbeiten. Dabei empfanden jedoch aufmerksame Denker, daß etwas ganz Neues, noch nicht Dagewesenes dabei war, zu entstehen. Neben Ernst Jünger empfanden auch Bertolt Brecht und Thomas Mann Ähnliches.
Die Rede ist vom Superstaat, der sich der Wissenschaft bedient, um eine totale Gängelung seiner Untertanen zu erreichen. Versteckt hinter demokratischen Kulissen wird die totale Kontrolle und Manipulierbarkeit des Individuums angestrebt. Jünger erkannte dieses mit einem feinen Sinn für scheinbar nebensächliche Veränderungen, lange bevor der politische Moloch EU zur Realität wurde.
So schnonungslos seine Anlayse diesbezüglich ausfällt, so sehr gibt er auch Anlass zur Hoffnung: dem skrupellosen Machtapparat kann der Einzelne mit wachem Geist sich widersetzen. Er wird dann zum "Waldgänger", zum Kämpfer für das Essentielle, Ewig-Menschliche., das in den Mythen aller Zeiten und Völker fest verankert ist. Der "Wald" ist dabei ein Symbol für die geistigen Urkräfte im Menschen, die dem Einzelnen Stabilität und Haltung geben-auch im Gewimmel der Großstadt.
Der "Waldgänger" ist kein Amokläufer, er protestiert auch nicht um des Protestes willen. Jünger trennt ihn klar vom Typus des Verbrechers ab. Freilich bleibt er in der näheren Definition seiner Wurzeln recht vage, und hier liegt die Gefahr des Mißverständnisses und der Pervertierung seiner Botschaft. Wahrscheinlich ging Jünger 1951 davon aus, daß es noch genug "alte Seelen" gab, die ihn verstehen würden. Aktuell bleibt jedoch der Aufruf zur Menschlichkeit und zur Opfer-und Hilfsbereitschaft in ihrem Namen.
Erschreckend aktuell ist auch die Analyse der Machtpolitik und ihrer Manipulationsversuche. Der Leser von heute möge sich selber ein Bild von dem "Waldgänger" machen. Ob er für sich selbst Konsequenzen zieht, sei es im Alltagsleben der Großstadt oder in der Abgeschiedenheit eines Landhauses, bzw. einer Waldhütte, bleibt ihm überlassen.