Ein Geschenk
Daniel Barenboim hatte in den Jahren 1967 – 1975 bereits sämtliche Klavierkonzerte Mozarts eingespielt, ebenfalls mit dem English Chamber Orchestra und ebenfalls das Kammerorchester vom Klavier aus dirigierend. Diese Aufnahmen, damals erschienen auf EMI Electrola, waren (und sind) für mich immer noch Benchmark. Deshalb bot sich mit den hier vorliegenden Aufnahmen, eingespielt zwischen 1976 – 1988, von Murray Perahia ein direkter A-B-Vergleich an.
Die Ähnlichkeit, man kann schon sagen Gleichheit, der beiden Interpreten ist frappierend. Selbst die Spielzeiten sind teilweise fast bis auf die Sekunde gleich lang, bei Unterschieden ist Murray Perahia der etwas Langsamere, aber auch dann nur im Sekundenbereich und auch abhängig von den Kadenzen. Und fast hätten sich ja auch beide Aufnahmeserien überschnitten; man kann also sagen: Das English Chamber Orchestra war durch Barenboim noch warm eingespielt.
Klangtechnisch sind die Aufnahmen von Perahia, zumal remastert, denen von Daniel Barenboim natürlich überlegen, die hier „unverfälscht“ und „nur“ analog vorliegen. Interessant sind die klangtechnischen Unterschiede dennoch. Glücklicherweise sind bei EMI Electrola ebenfalls die Aufnahmejahre notiert. So fällt auf, dass die spätesten Einspielungen von Barenboim (z. B. Nr. 1, 1. Satz, aufgenommen 1975) klangtechnisch denen von Murray absolut ebenbürtig sind (gleicher Satz, aufgenommen 1984). Tatsächlich gefallen mir die späteren analogen Aufnahmen sogar etwas besser als die digital bearbeiteten, weil sie spürbar mehr Bassfundament haben. Das ist aber auch schon alles und wie so oft: Geschmacksache. Die ältesten Aufnahmen von Barenboim (1967) sind dagegen in der Auflösung, vor allem des Orchesters, aufnahmetechnisch historisch zu nennen und liefern bei den Instrumenten nur eine mäßige Auflösung (eine digitale Bearbeitung wäre spannend zu hören und ist bei jpc auch verfügbar: Bestellnummer: 3615124). Darin sind die modern aufgenommenen und digital bearbeiteten Aufnahmen von Perahia klar überlegen.
So ist die Gesamtausgabe von Murray Perahia wirklich ein Geschenk und aus klangtechnischen Gründen der neue Maßstab für Mozarts Klavierkonzerte.