Straight forward
Sieht man Aufnahmen dieses Live-Mitschnitts auf YouTube, erkennt man eine ziemliche schlichte und eher kleine Halle, in der das Konzert stattgefunden hat. Von einer "Bühnenshow" ist weit und breit nichts zu sehen. Statt dessen scheint alles darauf ausgerichtet worden zu sein, eine perfekte Aufnahme der Musikstücke zu erhalten. Percussion und Drums sind mit Plexiglas-Paravants von den übrigen Musikers mehr oder weniger akustisch getrennt. Im Ergebnis kommt die Rhythmusgruppe zusammen mit Bass und Lead-Gitarre derart trocken und mit starkem Bassfundament, dass es eine Freude ist, die Scheibe zu hören. Die verschiedenen Querfloten von Althea René scheinen souverän über darüber zu schweben. Das Konzert hat von Anfang an einen enormen Drive, das im letzten Stück mit Saxophone, Trompete und Gitarren-Solo mit über acht Minuten seinen Höhepunkt findet. Die Aufnahmequalität beeindruckt nicht nur durch die technische Perfektion, sondern auch die Musiker spielen unter Live-Bedingungen mit deutlich mehr Adrenalin als im Studio - womöglich zeitlich und räumlich separat und isoliert aufgenommen. Die Synthese aus perfekter Aufnahmetechnik einerseits und emotional ansteckender Live-Atmosphäre macht diese Scheibe zur bisher besten dieser noch wenig beachteten Künstlerin. Zwei Titel werden unverständlicherweise ausgeblendet. Dafür gibt es als Bonus-Track eine Studioaufnahme, die genau den negativen Effekt oben beschriebener, heutiger Musikproduktionen zeigt: Der Titel ist saft- und kraftlos, die Drums kommen aus dem Computer und hören sich auch genauso an. Mir wären bis zum Schlussapplaus ausgespielte Titel lieber gewesen, um auf die ohnehin schon lange 60 min. Spieldauer zu kommen. Nun denn. Sechs von neun Titeln sind Erstveröffentlichungen, was die Platte zusätzlich wertvoll macht.