Spektakulärer Tannhäuser - wieviel Droge braucht der Mensch - Das Kind der Venus Elisabeths Opertod konterkarrierend
Baumgartens Vorstellung war, den Tannhäuser aus der Ebene stetige Interpretation herauszuführen. Integriert wurde er in das Installationskunstwerk von Joep van Lieshout, dass eine Art Kesselhaus der Evolution darstellt.
Die Optik ist gewöhnungsbedürftig, liefert aber teils auch sehr eindrucksvolle Bilder. Man muss das Konzept verstehen, sonst erübrigt sich die Konfrontation. Wagner sah sich nach seiner Vorstellung, der Welt immer noch einen Tannhäuser schuldig. Hier ist der Versuch das Werk einzubinden in eine größere Idee, als die der Dulderausrichtung der Frau.
Kritik an Wagners eigener verquaster Sexualmoral wie der heuchlerischen Wartburggesellschaft.
Botschaft, das Leben geht weiter trotz aller fundamentalistisch religiöser Herrschaftsansprüche, die Generationen durch Konditionierung versklavten.
Herausragend Torsten Kerl als Tannhäuser, Michelle Breedt als Venus, Camilla Nylund als Elisabeth.
Es ist im übrigen immer wieder amüsant mit welcher Penetranz gewisse Wagner Anhänger alles negieren, was ihrem Soap Opera Horizont, den sie Wagner aufdrücken wollen, entgegensteht.
Wagner hat in ca. 5000 Seiten Selbsterklärungen seiner Vorstellungen vom Musiktheater geliefert, die offenbar kaum jemand der romantischen Sucht-Wagnerianern kennt. Dabei wird offenkundig, dass er nicht die schöne, heile Wagner Welt wollte, die so immer noch von einigen Ignoranten gesucht wird.
Die Geschichte der Rezeption der Wagner Opern durch die Zeit ist eine Geschichte der Reduzierung der Werke auf eine romantisch naive Ebene. Wenn Wagner von der Gefühlswerdung des Verstandes sprach, so setzt diese eben erst mal Verstand und Wissen voraus, ehe das Gefühl angesprochen werden kann. Die rein gefühlige Einvernahme Wagners ist mithin ein Kapitel größter Simplifizierung seiner Ideen.