col legno – Ein Label im Dialog zwischen den Genres
col legno – Ein Label im Dialog zwischen den Genres
So breit wie heutzutage war die Farbpalette an musikalischen Stilen wohl noch nie zuvor. Von klassischer Musik, Jazz, World Music, Pop, Rock und elektronischer Musik in all ihren Spielarten reicht die Bandbreite, die gleichzeitig aber nicht zwangsläufig auch die Bewandtnis in den diversen Stilen mit sich bringt. Viel mehr sind diese Bereiche durch oftmals sozial bedingte Grenzen nahezu hermetisch voneinander abgeriegelt.
Wie befruchtend aber der Dialog zwischen den Genres sein kann, veranschaulicht das Label col legno auf eindrucksvolle Weise. Denn ebenso bunt wie der trotz oder gerade wegen ihrer Schlichtheit ins Auge fallenden Covers zeigt sich der akustische Inhalt der Silberscheiben, auf denen sich Klassiker des 19. Jahrhunderts ebenso finden wie jene zeitgenössischer »E-Musik« oder allem Möglichen, was damit in Verbindung gebracht werden kann. Dabei setzt das inzwischen in Wien ansässige Label auf Persönlichkeiten, die in ihrer kompositorischen Tätigkeit ebenso aufgehen wie in ihrer interpretatorischen, wie etwa Wolfgang Mitterer, Franui oder Franz Koglmann.
Bewährt hat sich inzwischen ebenfalls die Zusammenarbeit mit Festivals, darunter die Tiroler Festspiele Erl, die Salzburger Festspiele, Wien Modern, die Darmstädter Ferienkurse oder die Donaueschinger Musiktage, um nur einige zu nennen. Denn nicht nur die MusikerInnen wollen vermarktet, sondern auch das Publikum will bedient werden. Dabei stellt sich die dringliche Frage, wie ein Label in Zeiten, in denen der CD seit geraumer Zeit der Niedergang prophezeit wird, eigentlich überleben kann?
Eine gehörige Portion Idealismus aller Beteiligten ist notwendig, dabei will sich das Label nicht auf das Medium beschränken lassen: »Wir produzieren nicht CDs, wir produzieren Musik« lautet folglich einer ihrer Slogans. So sehen es die Labelbetreiber als ihre Aufgabe, das farbenfrohe musikalische Geschehen zu vermitteln und zu dokumentieren, um es für die Gegenwart wie auch für die Zukunft zugänglich zu machen.
Dafür zeigt sich die CD derweil noch als praktikabelstes und massentauglichstes Medium, doch auch am Vertrieb über das Internet und weiteren neuen Geschäftsideen wird eifrig gefeilt, von denen man sich in Zukunft hoffentlich ebenso überraschen lassen kann wie von weiteren (klang-)farbenprächtigen Produktionen. (Doris Weberberger, Februar 2012)