Packende, bewegende Familiengeschichte zur Zeit des 2. Weltkrieges - ein absolutes Lesehighlight!
Buchinhalt:
Es ist die Geschichte der jungen Schneiderin Minna, beginnend in den 1920er Jahren, über den Zweiten Weltkrieg hinein in die Nachkriegszeit: Minna stammt aus ärmlichen Verhältnissen, hat einen starken Willen und den Traum von einem besseren Leben. Im mondänen Düsseldorf und in ihrem eigenen Modeatelier scheint er sich zunächst zu verwirklichen. Doch dann kommen Börsencrash und der Krieg – und das Schicksal ihrer Familie liegt letztendlich in Minnas Händen. Kann sie sich gegen die Konventionen ihrer Zeit wehren und ihr Leben selbst in die Hand nehmen?
Persönlicher Eindruck:
Mit Minna – Kopf hoch, Schultern zurück erzählt Autorin Fuchs das bewegte Leben ihrer Großmutter. Auf wahren Begebenheiten fußend und mit einigen fiktiven Passagen breitet dieser erste Teil ihrer Familientrilogie das Leben der einfachen Leute vor dem Leser aus. Beginnend in den 1920er Jahren spielt sich der Hauptteil der Geschichte im Zweiten Weltkrieg ab und nimmt auch in puncto Kriegsgräuel, Verschleppung und allerhand Traumata kein Blatt vor den Mund.
Es ist eine Geschichte mitten aus dem realen Leben – so ist sie tausenden Familien passiert. Es sind keine Prominenten oder „hohe Tiere“, nein, es sind die einfachen Leute, die hier Hauptfiguren der Erzählung sind. Und genau das macht den Roman so authentisch: Es ist die Kindheit und Jugend unserer Eltern, das Leben unserer Großeltern, das sich so oder so ähnlich an vielen unterschiedlichen Orten Deutschlands damals abgespielt hat. Als Leser taucht man nun selber ein in ein dunkles Zeitalter deutscher Geschichte, lebt, liebt und leidet mit den Figuren.
Es sind hier die Frauen, die im Mittelpunkt der Handlung stehen. Allen voran Minna, die hier durch die Geschichte führt, aber auch ihre Mutter, ihre Schwester oder auch ihre Freundinnen. Mit jedem einzelnen Puzzleteil schafft Frau Fuchs ein gelungenes Gesamtbild, das absolut realitätsgetreu das Leben in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts schildert.
Minna ist sympathisch, sie weiß was sie will und sie kann anpacken. Trotz aller Rückschläge und persönlicher Tiefschläge verliert Minna nie Mut und Hoffnung und ist in einem gewissen Sinn auch eine Trümmerfrau – wie so viele andere damals, die ohne ihre im Krieg geblieben oder in Gefangenschaft geratenen Männer ihre Familien durchbringen mussten.
Gut gefallen hat mir auch die fiktive Fannie, älteste Tochter einer Roma-Familie und Freundin von Minna. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Die Erzählung um Fannies Familie und um Minnas jüdische Freundin Hannchen ist ein wesentliche Bestandteil der Gesamtgeschichte und schildert die unermessliche Grausamkeit, mit denen die Nazis ganze Familien einfach versuchten, auszulöschen.
Die Familiensaga umfasst insgesamt drei Bände, daher ist das Ende hier relativ offen gehalten und findet seine Fortsetzung im zweiten Teil, der Minnas Tochter Hanne gewidmet ist. Ich jedenfalls bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und möchte diesen ersten Band auf jeden Fall uneingeschränkt weiterempfehlen. Bewegend, mitreißend und an vielen Stellen auch melancholisch-bedrückend ist Minna – Kopf hoch, Schultern zurück ein authentischer Lebensbericht und absolutes Lesehighlight 2022!