Moon Nazis are coming!
IRON SKY… mangels Auswahl letztes Wochenende für 2,11 Euro aus der Videothek mitgenommen. Kein Klamauk, kein Trash, keine wirkliche Story und doch besser als erwartet, auch wenn ich über die Witzchen nicht lachen konnte. Wenn das eine Parodie sein soll, muss ich mich fragen, was oder wer parodiert wurde. Es genügt nicht, Nazis auf der dunklen Seite des Mondes zu platzieren und diese von dort aus einen Angriff auf Amerika durchführen zu lassen. Die Filmemacher haben sich offensichtlich nicht getraut, richtig zuzuschnappen und auszuteilen. Sie bewegen ihre „Götterdämmerung“ daher nur mit Impulsantrieb statt mir Warp 9,5. Weder die Amerikaner noch das Mainstream Publikum lassen sich gerne einen Spiegel vorhalten. Ist ja bekannt, dass so was schnell nach hinten losgehen kann. Schade drum, denn ich hätte mir lieber gewünscht, dass mir das Lachen mal im Halse stecken bleibt, anstatt den Film nun gar nicht witzig zu finden.
Ich habe mir die Originalfassung angeschaut, die mit erstaunlich vielen Passagen in deutscher Sprache daherkommt. Da mussten die armen Amis aber viel lesen und das, wo sie doch Untertitel hassen. Deswegen werden dort auch immer weichgespülte Neuverfilmungen von all den tollen und innovativen Filmen aus dem fernen, fernen Osten mit attraktiven amerikanischen Darstellerinnen und Darstellern gedreht (ja, und manchmal darf so ein Regisseur aus Honkong seinen eigenen Film gleich nochmal für die Amerikaner in dieser Form drehen!) Dabei sah es ganz am Anfang des Films noch so aus, als ob sich IRON SKY aus der Affäre ziehen wird in dieser Sache. So spricht die Lehrerin Renate Richter mit ihren Schülern über die „verhasste Sprache“, die sie ja alle lernen müssen und alle Pimpfe sprechen plötzlich die Sprache des Duke. Tja, ich war dann doch recht erstaunt und zugleich höchst erfreut, als es unverfroren mit deutscher Sprache unter Deutschen weiterging. Zumindest keine Kompromisse der Filmemacher diesbezüglich. Dafür gibt einen Pluspunkt!
Wer IRON SKY in der synchronisierten Fassung schaut, bekommt dann (den üblichen) deutschen Einheitsbrei bei dem die besondere Atmosphäre, die durch den Wechsel der Sprachen und des manchmal stattfindenden Kauderwelschs entsteht, leider völlig verloren geht. Die Szene mit Renate Richter und den Pimpfen ist allerdings auch hier in der Sprache des Duke gehalten. Gute Englischkenntnisse sind für diesen Streifen nicht vonnöten und es können ja auch Untertitel zugeschaltet werden, welche allerdings geradezu riesig geraten sind. Unmöglich, besonders unmöglich auf einer Leinwand! Gut 1/5 der Fläche mit fetter, weißer Schrift zu bedecken kommt einer Bildzerstörung gleich. Ist das Absicht? Mein Sofa steht nicht 200 Meter von der Leinwand entfernt. Wo bleibt das Update mit dem sich solchen riesigen Untertitel verkleinern lassen? Da sind die Hersteller weiterhin auf der dunklen Seite des Mondes!!
Die Tonspur selbst ist solide, aber nichts Besonderes, was sicherlich auf das „geringe Budget“ zurückzuführen ist. Es fehlen die vielen kleinen subtilen Effekte, die eine schöne Akustik ausmachen. Die Präsentation bleibt ziemlich plump… plätschert unaufgeregt dahin. Die Dialoge sind immer klar verständlich, ab und zu kommen nette Effekte aus den Surroundlautsprechern und der Subwoofer darf sich immer wieder mal melden. Mit Raumklang in Vollendung hat diese Tonspur jedoch herzlich wenig zu tun.
Das Bild zieht dem Ton mit, verbreitete dabei allerdings einen Charme, der hervorragend zu den absurden Geschehnissen, die sich da auf meiner Cinemascope Leinwand abspielten, passte. Die absichtlich billig aussehenden Sets und CGI Effekte sowie die Uniformen kommen scharf und sauber rüber. Bitte keinen Augenschmaus mit Tiefenwirkung erwarten!
Schade drum und schade, dass Götz Otto und Julia Dietze, die die tollen Charaktere Klaus Adler und Renate Richter mimen durften, durch das ihre Rollen und Dialoge einschränkende Drehbuch nicht voll aufdrehen konnten. Sie wollten, das war deutlich zu sehen, aber sie konnten nicht. Udo Kier wurde leider regelecht verheizt.
Die Vergleiche, die mit INGLOURIOUS BASTERDS gezogen werden, kann ich nicht nachvollziehen. Tarantinos Streifen ist in erster Linie ein Film übers Filme machen und eine großartige Hommage ans Kino, in der Anspielungen auf diverse Filme, Schauspieler, reale und fiktive Figuren in so großer Zahl vorkommen (in der Originalfassung noch einige mehr!), dass wahrlich ein umfangreiches Insiderwissen Voraussetzung ist, um in allen Bereichen Zugang zur Metaebene zu bekommen. Dagegen verblasst IRON SKY zu einer Megagurke mit ultraschlechtem Drehbuch und schlechten Schauspielern.
Für die Extras war keine Zeit mehr…