Ordentlich, mehr nicht
Ich kann die Begeisterung der anderen Rezensenten nicht ganz teilen. Hinsichtlich des historischen Oboenklangs haben in jüngster Zeit Marcel Ponseele und Xenia Löffler Maßstäbe gesetzt, die hier nicht ganz erreicht werden. Sicherlich gibt es schlechtere Interpreten, aber eben leider auch bessere. Die interpretatorische Leistung ist ordentlich - nicht mehr, aber auch nicht weniger (besonders, wenn man den günstigen Preis bedenkt). Mit der solistischen Besetzung des Ripienos bei Vivaldi kann ich mich generell nicht anfreunden. Seine Musik verlangt meiner Meinung nach eine mehrfache Besetzung der Streicher. Natürlich ist die solistische Besetzung nicht falsch, sie raubt der Musik allerdings -.vor allem bei Vivaldi - viel von ihrer Wirkung (etwa im Ritornell von RV 457, das hier unverständlicherweise mezzopiano gespielt wird). An der Pietà hätte man die Concerti ganz sicherlich nicht solistisch ausgeführt, da gibt es mit dem etwas später entstandenen Gemälde von Francesco Guardi sogar einen bildlichen Beleg. Ich glaube sowieso, dass die solistische Besetzung bei barocker Musik vielfach nur deswegen von der Plattenindustrie und den Konzertveranstaltern begeistert aufgegriffen wurde, weil sie schlicht kostengünstiger ist....Warum man die beiden nachweislich untergeschobenen Concerti RV 464 und RV 465 sowie das ebenfalls sehr fragwürdige Concerto RV 456 mitaufgenommen hat, anstatt die drei Doppelkonzerte für zwei Oboen und das Doppelkonzert für Oboe und Fagott einzuspielen, ist mir schleierhaft. Eine barocke Kostbarkeit ist nämlich keines der drei falschen Oboenkonzerte. Da wäre man mit den anderen vier Konzerten besser bedient gewesen. Das Booklet ist wie immer bei Brillant schmal und bietet die wichtigsten Informationen lediglich auf Englisch, was mich allerdings nicht stört, da es durch den Preis bedingt ist. Fazit: Weder "traumhaft", noch "magisch" oder "ausgezeichnet", sondern ordentlich (immerhin...).