Unterschätzt
Kozeluch wurde lange unterschätzt. Seit der Bärenreiter Verlag aber sämtliche Sonaten in einer wunderschönen Edition publiziert (für Pianisten, auch im Amateurbereich, sofern man nicht auf vorgegebene Fingersätze angewiesen ist, dringend zu empfehlen!) wurde von Jenny Soonjin Kim diese Gesamteinspielung auf einem historischen Fortepiano (besser als Hammerklavier) Nachbau eingespielt. Der Klang ist für Kenner des modernen Klaviersounds zunächst gewöhnungsbedürftig, die Anschlagsmechanik ist in diesem Fall bei einigen Aufnahmen wahrscheinlich tatsächlich falsch eingestellt, die tiefere Stimmung des Instruments trägt ebenso zu diesem Eindruck bei. Es klingt daher teilweise, als würden Saiten schnarren. Wenn man sich eingehört hat, wird einem aber die ganze Bandbreite der Stimmungen, Anschlagstechniken und Effekte deutlich, die Jenny Soonjin Kim souverän beherrscht und gekonnt einsetzt. Die amerikanische Pianistin stellt sich dabei nie in den Vordergrund, sondern ordnet sich der wunderschönen Musik unter. Ich habe noch nicht die gesamte Box durch, im Querschnitt scheint die Qualität aber durchgehend hoch bis sehr hoch und durchweg virtuos. Verwirrend sind ggf.. Details, die mich allerdings nicht so sehr stören. Dazu gehört beispielsweise, dass im Variationssatz der Sonate Nr. 46 die erste Variation als Einzige nicht mit der Wiederholung im zweiten Teil gespielt wird. Wie viele solcher Fehler es insgesamt gibt, kann ich nicht abschätzen. Die Leistung ist bei einer so umfassenden Gesamteinspielung jedoch trotzdem beachtlich. Das Booklet ist leider sehr dürftig und nur auf englisch. Das Vorwort der Bärenreiter Ausgabe der Noten (geschrieben vom Herausgeber C. Hogwood) bietet da deutlich mehr!