Tolle Entdeckung für Liebhaber spätromantischer Musik
Ich kann behaupten mich sehr gut im Repertoire klassischer Musik und auch außerhalb auszukennen. Hausegger ist mir allerdings als Komponist erst vor wenigen Wochen erstmals unter die Augen gekommen. Eine Recherche bei jpc hat dann diese Aufnahmen zu Tage gebracht.
Hausegger steht musikalisch voll in der Tradition des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Große Orchesterbesetzung, Vorliebe für mythische oder naturverbundene Themen, pathetische Größe neben intimen, beinahe kammermusikalischen Passagen. All das findet man ebenfalls bei Mahler, Wagner, Strauss, Zemlinsky, Schreker, dem frühen Schönberg usw. Hausegger steht seinen Kollegen in absolut nichts nach. Es wirkt geradezu so, als fülle er große inhaltliche Lücken in der Abdeckung der genannten Themen. Seine Dionysische Phantasie etwa, inhaltlich eine Art Fortsetzung/Ergänzung zu musikalisch von anderen Komponisten abgedeckten, philosophischen Themen (z.B. Strauss: Zarathustra, Tod und Verklärung; Liszt: Les Preludes). Wieland der Schmied greift sogar ein von Wagner fallen gelassenes Sujet auf und ergänzt den spätromantischen und Töne gesetzten Sagenkreis anderer Komponisten (Wagner: alle Opern; Strauss: Don Quixote, Till Eulenspiegel; Zemlinsky: Die Seejungfrau; Schönberg: Gurrelieder usw.). Die Natursinfonie schließt an das Schaffen Mahlers an und bildet zudem ein Pendant zu Strauss Alpensinfonie und Vincent dˋIndys Jour d’été à la montagne.
All dies gilt keineswegs nur thematisch inhaltlich, sondern vor allem auch musikalisch. Hausegger bildet also eine Art Bindeglied in der musikalischen Welt seiner Zeit.
Die musikalische Umsetzung auf den vorliegenden Aufnahmen ist geradezu kongenial. Die Orchester aus Köln, Bamberg und Norrköping sind geradezu ideal gewählt, Antony Hermus und Ari Rasilainen sind als Kenner und Verfechter seltenen Repertoires ebenfalls geeignet diese Musik beeindruckend souverän zu leiten. Alles klingt trotz großer Klangmassen transparent und fein ausmusiziert, was natürlich vor allem auch der Qualität der Orchester zuzuschreiben ist, die den Umgang mit dieser Art Musik gewohnt sind. Für Liebhaber spätromantischer Klangpracht absolut empfehlenswert und ein Must Have!