AYO überrascht ...
„Ayọ (*14. September 1980 in Frechen, Deutschland; bürgerlicher Name Joy Olasunmibo Ogunmakin) ist eine deutsche Sängerin, die vorwiegend auf Englisch, bei Live-Auftritten teilweise auch auf Französisch singt. Ihr Stil ist eine Mischung aus Soul, Reggae und Folk“, schreibt Wikipedia. Keine Frage, der Artikel muss nachgebessert werden. Denn mit ,Royal‘, dem neuen Album der, nach Stationen in London, Paris und New Jersey, jetzt in Lissabon lebenden Sängerin und Gitarristin, lernt man noch eine weitere Facette dieser Künstlerin kennen. Diesmal klingt ihre Musik nach tiefstem Süden, irgendwie swampy, ein bisschen nach Louisiana, Cajun – und das sogar bei Songs mit Reggae-Groove. Nur die Stimme bleibt Ayọ-Soul. Für diesen neuen, anderen perfekten Sound ist Gitarrist und Produzent Freddy Koella verantwortlich, ein eigenwilliger und eigenständiger Instrumentalist , der in den vergangenen drei Jahrzehnten u.a. mit Bob Dylan, Willy DeVille, The Jazz Crusaders, Chris Spedding, Johnny Hallyday, Sylvie Vartan und Carla Bruni gearbeitet hat. Seine Pickings, Slides & Licks auf E-, A- und Resophonic-Gitarren, immer wieder mit dezentem Tremolo-Effekt belebt, prägen dieses Album immens. Außerdem zu hören sind Gaël Rakotondrabe (p), Laurent Vernerey (b) und Denis Benarrosh (dr) die gemeinsam mit Freddy Koella einen absolut beeindruckenden, warmen, minimalistischen Band-Sound zaubern. Folk, Blues, Jazz, Soul .. hier findet alles zueinander, ganz egal ob Ayọs Songs gespielt werden, oder Cover-Versionen wie ,Né Quelque Part‘ von Maxime le Forestier, das cool swingende ,Throw It Away‘ von Jazz-Sängerin Abbey Lincoln, die Ballade ,Fool’s Gold‘ von Lhasa de Sela oder der Jazz-Standard ,Afro Blue‘, mit extrem coolen Kontrabass, der an Eric B. & Rakim und ihren Klassiker ,Don’t Sweat The Technique‘ erinnert. Je häufiger ich ,Royal‘ gehört habe, um so klarer wurde: Es ist ein ganz normales Ayọ-Album. Sie singt nur diesmal in einer anderen Welt. Ayọ ist Tochter eines Nigerianers und einer in Deutschland geborenen Roma. Als Kind lernte sie Geige, Klavier und erst später Gitarre zu spielen. In ihrer frühen Kindheit lebte sie zeitweise in der Heimat ihres Vaters – aus dem westafrikanischen Nigeria stammen Künstler wie die Legenden King Sunny Adé, Fela Anikulapo Kuti, die Sängerinnen Sade Adu, Nneka und Aṣa, Drummer Tony Allen oder Sänger & Gitarrist Keziah Jones. Auf all ihren bisherigen Alben hat Ayọ fast durchgehend Akustikgitarre gespielt, live sowieso (meist Modelle von Takamine) – diesmal hat sie selbst sich instrumental zurückgehalten: „Ich war immer das Mädchen mit der Gitarre, aber dieses Mal spiele ich sie nur im Track ‚Fix Me Up‘. Die anderen Songs wurden zwar auf der Gitarre komponiert, aber ich wollte die Freiheit haben, sie während ich singe nicht zu spielen; denn meine Stimme ist auch ein Instrument.“ Wie Ayọ die Musik des neuen Albums auf der kommenden Tour umsetzen wird, bleibt spannend. Als Gitarrist soll auf jeden Fall Freddy Koella mit dabei sein – und das wird ein Fest für alle, die auf eigenwillige, eigenständige, intensive Instrumentalisten und berührende Stimmen stehen. Hier die Termine: 06.05. Köln, Kulturkirche + 07.05. München, Ampere + 08.05. Berlin, Frannz Club + 09.05. Hamburg, Mojo Club. Entdecken! lt (PLATTE DES MONATS in Gitarre & Bass 02/2020)