Vielschichtig – ungewöhnlich – packend
„The Doll Factory“ ist das Debüt der Autorin Elizabeth Macneal, das es -meiner Meinung nach vollkommen zu Recht - direkt nach dem Erscheinen auf den ersten Platz der britischen Bestsellerliste geschafft hat.
Die Handlung beginnt im November 1850 in London. Die Zwillingsschwestern Rose und Iris Whittle arbeiten in einer Puppenmanufaktur. Die Arbeit ist hart und Iris träumt davon Künstlerin zu werden. Vollkommen unerwartet scheint es eine Möglichkeit zu geben, dass dieser Traum wahr wird. Iris trifft den Maler Louis Forst, der sie darum bittet, für ihn Modell als Königin zu stehen und er verspricht ihr, sie im Zeichnen zu unterrichten.
In einem zweiten Handlungsstrang lernt man Silas kennen. Silas hat ein Geschäft mit Kuriositäten und präpariert Tiere, die ihm der kleine Straßenjunge Albie bringt, der auch Iris und Rose mit kleinen Arbeiten für die Puppenmanufaktur zur Seite steht.
Der Schreibstil von Elizabeth Macneal hat mich begeistert. Sie beschreibt detailliert, atmosphärisch und hat mich damit direkt in das viktorianische Zeitalter versetzt. Die düstere Stimmung, die Diskrepanz zwischen der armen Bevölkerung und den Reichen ist erschreckend. Auch über ihre jeweiligen Lebensumstände erfährt man eine Menge, was ebenso traurig wie erschreckend ist, den Roman aber lebendig werden lässt und auf ausgiebige Recherchearbeiten hinweist.
Die Charaktere werden sehr vielschichtig beschrieben. Da ist keiner durchweg positiv oder negativ belegt. Sie wirkten alle authentisch und jeder hatte seine Eigenarten.
Durch den stetigen Wechsel der Perspektive, ist die Handlung abwechslungsreich, fesselnd und verleitet zum permanenten Weiterlesen.
In mir hat das Buch eine Mischung aus Faszination, Entsetzen und Neugierde hervorgerufen, wodurch ich gefühlsmäßig mehrfach Achterbahn gefahren bin. Der Spannungsaufbau war fantastisch und überraschend. Die Handlung besteht aus Gegensätzen, eine düstere Grundstimmung, zarte Gefühle, Besessenheit, schwesterlicher Zusammenhalt, Hass und Liebe und vieles mehr werden stimmig zusammen erzählt. Das Ende ist überraschend und rundet diese doch sehr besondere Werke perfekt ab.
Ich kann das Buch nur empfehlen und bin schon sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin.