Lakonisch und skurril
Rein vom Cover und Klappentext her, habe ich etwas anderes erwartet. Dass es aber relativ skurril und auch humorvoll zugeht, gefällt mir gut.
Im Prinzip geht es um eine Familie, die dem damals angesehenen Pelzhandwerk entspringt und um die Anfänge des Tourismus auf Sylt. In den 60er/70ern ging es aber bei Weitem nicht so glamourös zu wie heute. Damals fielen die Touristen zwar auch in Scharen ein, wohnten aber oft direkt bei den Inselbewohnern, die für die Zeit der Saison ihre Schlafzimmer räumten. 15 Mark pro Nase inklusive Frühstück war Usus.
Die Familien wohnten dann zwar sehr beengt zusammen, es entstanden aber auch Freundschaften. Freundschaften, die so weit gingen, dass man sogar Babys verlieh, damit die Gastfamilie mal testen konnte, wie das so ist, wenn man ein Kind hat. Das wurde eher pragmatisch gesehen, denn damit hatte man sein Kind erstmal von der Backe und man konnte sich den Haushaltspflichten, der kulinarischen Versorgung der Gäste und dem eigentlichen Hauptberuf widmen.
Das Experiment lief dann allerdings etwas aus dem Ruder und auch sonst blieb die Familie nicht vor schrägen Unfällen verschont, aber das ist hübsch trocken und lakonisch verpackt. Mir gefällt dieser Stil sehr gut, auch wenn wirklich viel über Pelze und deren Herstellung berichtet wird.
Als Pelze in Verruf gerieten, schwammen der Familie sprichwörtlich alle Felle weg. Die leichte Verbitterung der Autorin darüber, die ich herauszulesen meine, kann ich durchaus nachvollziehen. Auch geht sie im Nach- und Vorwort durchaus kritisch mit dem Ausverkauf der Insel ins Gericht. Trotzdem ist und bleibt das Buch eine schöne, skurrile und auch erheiternde Sammlung von Anekdoten aus ihrem Leben und der Insel vor allem in den 60er/70er Jahren.