Purer Genuss mit hervorragenden Sinfonien
Leopold Mozart auf so plakative Stücke wie die "Kindersinfonie", "Musikalische Schlittenfahrt" und/oder "Bauernhochzeit" zu reduzieren, ist der größte Fehler, den die Musikwelt machen kann. Dennoch scheinen es gerade diese Werke zu sein, die immer wieder eingespielt werden, während der Großteil seiner über 70 Sinfonien im Dunkeln verbleiben. Während Michael Haydns sinfonisches Schaffen bereits eine Gesamteinspielung erfahren hat, harrt das Oeuvre Leopold Mozarts noch darauf, entdeckt zu werden.
Dabei hat er auf dem Sektor der Sinfonie durchaus Beachtliches geleistet. Das Booklet informiert uns darüber, dass Leopold den Namen Mozart bereits berühmt gemacht hatte, bevor Wolfgang ihn unsterblich machte. Zu Lebzeiten war Leopold ein angesehener Komponist, dessen Werke breite Verwendung erfuhren. In vielen Häusern, in denen Musik gemacht wurde, war sein Name bekannt, nicht zuletzt wegen der von ihm verfassten "Gründlichen Violinschule".
In einem Brief hat er sich als "modernen Komponisten" bezeichnet, und vergleicht man seine Sinfonien mit den Werken anderer, die zur gleichen Zeit entstanden, kommt man zu dem Schluss, dass er sich richtig eingeschätzt hat.
Ein Beispiel, wie Leopold im Laufe der Jahrhunderte Unrecht getan wurde, zeigt der Streit um die "Neue Lambacher" und die "Alter Lambacher" Sinfonie. Zunächst wurde von Musikwissenschaftler angenommen, die "Neue Lambacher", da sie moderner komponiert war, wäre von Wolfgang geschrieben, während die "Alte Lambacher" von Leopold stamme, weil sie keine Neuerungen enthielt. Doch genau das Gegenteil war der Fall! Der Vater Mozart hatte das moderne Werk geschaffen, während sein Sohn das zur damaligen Zeit eher angestaubt wirkende Werk komponierte.
Das zeigt, wie Kritiker und Musikwissenschaftler dem Vater "das Alte" zuschrieben, während der Sohn "das Neue" geschaffen haben solle. Vermeintlich logisch, ja, aber dennoch nicht den Tatsachen entsprechend.
Auf der vorliegenden CD finden wir vier Sinfonien einschließlich der "Neuen Lambacher", sowie die "Kindersinfonie", die eigentlich eher ein musikalisches Schaustück ist und weniger eine Sinfonie im Sinne des Wortes. Es existieren auch andere Fassungen dieser Kindersinfonie als siebensätziges Werk, als Cassation bezeichnet, und auch manchmal Michael Haydn oder gar anderen Komponisten zugeschrieben, was zeigt, dass das Werk durchaus als Unterhaltungsmusik konzipiert war. Dennoch enthält es, wie alle Sinfonien auf dieser CD, ansprechende Melodien und auch interessante harmonische Wendungen. Bereits die Sinfonie Eisen G8 enthält mit der Eröffnungsmelodie einen Ohrwurm, der einem nach mehrmaligem Hören nicht mehr aus dem Kopf gehen will.
Dennoch enthalten die Aufnahmen zwei Mankos, auf die ich hinweisen möchte: Erstens wächst an manchen ruhigen und stillen Stellen ein Grundrauschen derart an, dass es schon störend wirkt (Kopfhörer). Und zweitens sind die Tracks etwas leise gemastert, sodass man die Anlage aufdrehen muss. Ich finde, Klassik sollte ruhig auch lauter abgemischt werden!
Eine Gesamteinspielung von Leopolds Sinfonien kann ich nur befürworten, denn für Klassikhörer gäbe es da gewiss noch viel zu entdecken, und möchte dieses Unterfangen mit 5 Sternen, die ich dieser CD trotz der kleinen Mängel gebe, unterstützen. Denn Leopold Mozarts Musik hat sie allemal verdient.