Schade, da steckte Potential drin
Jede neue SF-Serie hat es nicht leicht, die Qualität schwankt, das wissen wir. Die erste TNG-Staffel oder ENT von Star Trek hatten alle ihre Schwächen und schwache Folgen. Auch die 1. Staffel von B5 konnte noch nicht hundertprozehntig überzeugen. Meist entwickeln sich die Serien erst mit der 2. oder 3. Staffel richtig (Ausnahme ist Farscape, die war schon von Anfang an super) und kommen in Fahrt. Dann hätten die Figuren auch mehr Farbe bekommen. Denn die finde ich gar nicht so schlecht! Der profitgeile, zynische Archäologe ist gut gespielt, die Diebin kann noch nicht 100prozentig überzeugen, die Ärztin kommt viel zu wenig zum Zuge, der Captain überzeugt mit seinem unnahbaren ironischen Spiel und seinen lakonischen Kommentaren, Galen ist der mysteriöse Typ usw. Nun die Schwächen: der 1. Offizier sollte öfters seine telepathischen Fähigkeiten einsetzen. Wieso tut er es nicht, wenn sogar Gefahr in Verzug ist? Das wirkt unglaubwürdig. Es stimmt auch, daß zu viele neue Alien-Völker vorkommen und zu wenige der schon bekannten aus B5. Die Musik ist wirklich mies, ich war richtig erschrocken - da erwartet man einen elektronischen Bombastsound, schon um dem gewaltigen Thema der Handlung gerecht zu werden. Und da trötet Ambient-Drum-Machine-Zeug aus den Boxen - null Atmosphäre, besonders schlimm am Anfang und am Schluss. Auch dieses komische "Schwert" ist total unpassend. Auch der Vorspann der Serie ist schlecht. Der ist auf AKTE X gemacht (The Truth is out There), mit pseudopathetischem Gelaber - wieso nicht ein Vorspann mit Off-Sprecher wie bei B5, der über die Situation der Seuche aufklärt? Außerdem hätten mehr Gaststars aus B5 auftreten sollen, Sheridan, Delenn, z.B., auch hätte G'Kar mit der Telepathin mal den Weg der Excalibur kreuzen können, why not? Es gibt Dinge, wie die Technomagier, die in B5 eigentlich keine Rolle spielen. Schade. Auch der Name der Serie klingt zu pathetisch. Die Special FX sind OK für eine TV-Serie, auch wenn die Planeten bzw. die Städte usw. sich sehr ähnlich sind, da hätten sich die Designer noch mehr einfallen lassen können als solche Wolkenkratzer-Ansichten. Das Excalibur-Design finde ich dagegen wirklich gut gelungen. V.a. am Set-Design merkt man, wie viel Geld da investiert wurde. Die Raumschiff-Sets können da locker mit Star Trek mithalten. Es gab einige schwache Folgen, einige waren aber wirklich toll und sehr spannend. Die Drehbuchautoren hätten es dann schaffen müssen, zum Ende der Staffel hin eine übergreifende Handlung zu schaffen (wie so schön in B5 geschehen), denn immer bloß Einzelabenteuer anzusehen, das langweilt irgendwann. Denn gerade der interessante Plot mit der Drahkseuche enthält ja nun wirklich alles Potential, um daraus eine tolle SF-Serie zu schaffen! Schade, daß nicht mehr daraus wurde als 13 Folgen. Diese Serie hätte sich zu was richtig Kultigem mausern können. Auf jeden Fall hat es mir besser gefallen als z.B. der Pilotfilm von Andromeda, der war nur langweilig, billige Sets, wo das Raumschiff wie eine Fabrikhalle aussah, und alles viel zu bunt. Crusade hätte es 10-mal mehr verdient, über diese 13 Folgen hinauszukommen. Rating: durchschnittlich - gut.