Solider Roman mit sympathischen Figuren
Buchinhalt:
In den Sümpfen am Mississippi, inmitten von Flusspiraten und Wegelagerern, lebt Alanah zusammen mit ihrem Onkel, einem Wanderprediger, und ihrer kleinen Schwester. Sie hält sich und die kleine Familie mit dem Verkauf von Heilkräutern über Wasser, die sie zusammen mit der Farbigen Lydia im Wald sammelt. Eines Tages begegnet sie Caleb O’Shea, Seemann, Holzfäller, Auswanderer aus Irland, und der ist sofort hin und weggerissen. Als er Alanah wiedersieht, läuft diese allerdings in Lumpen herum und hat so gar nichts von der hübschen Frau, die er in Natchez gesehen hat. Kann er ihr Geheimnis ergründen und werden die beiden sich näher kommen?
Persönlicher Eindruck:
Der Roman spielt im 18. Jahrhundert, zu Beginn der Besiedlung Amerikas in den Kolonien. Wenn man bedenkt, dass zahlreiche Sträflingsschiffe die ersten Kolonien im Osten befüllt haben, wundert es nicht, dass Wegelagerer, Flusspiraten und Gesindel hier an der Tagesordnung sind und der Alltag der Figuren von Gefahr um Leib und Leben geprägt ist.
Der Schauplatz liegt am Mississippi und seinen zahlreichen Nebenflüsschen, das Leben ist hart und entbehrungsreich. Mitten in dieser unwirtlichen Welt: die weibliche Hauptfigur. Alanah hat früh gelernt, dass es nicht einfach ist, zwischen all diesen Gestalten zu überleben. Sie, ihre Schwester und die Farbige Lydia, die sich auf Heilkunde versteht, haben es nicht leicht. Der Onkel der beiden Schwestern, ein Wanderprediger, ist ihnen überhaupt keine Hilfe, denn er rührt auf der kleinen Farm keinen Finger, so dass Alanah sich und ihre Familie mit Heilkräutersammeln und –verkauf über die Runden bringen muß.
Caleb, ihr männlicher Gegenpart, ist ein harter Bursche – so einiges gewöhnt als Seefahrer und auf allen Weltmeeren zu Hause. Wie bereits seine Brüder ist er aus dem verarmten Irland ausgewandert und wie es das Schicksal will, verschlägt es alle vier Brüder in die Gegend, in der auch Alanah lebt.
Das raue Leben, das langsame Entstehen größerer Siedlungen und den dementsprechenden Holzbedarf schildert die Autorin ebenso bildhaft wie die ständigen Überfälle derer, die ihr Auskommen mit Raub bei den ehrbaren Bürgern suchen.
Was mich etwas gestört hat, ist die ständige Wiederkehr des Gleichen. Eine häufige Abfolge von Überfall, Entführung, retten und gerettet werden prägt die Handlung dieses Buches. Zusammen mit der zeitweiligen Verwirrung durch die vielen Namen, die zahlreichen Brüder, deren Anhang und der Beziehungen der Figuren untereinander muß man auf vielen Seiten immer mal wieder zurückblättern. Das stört etwas den Lesefluss, wobei man durch plastische Beschreibung der Umgebung, einen dezent in die Handlung eingebrachten christlichen Aspekt und sympathische Hauptfiguren entschädigt wird.
„An den Ufern des Cypress Creek“ ist der dritte und letzte Band der Natchez-Trace-Reihe, von denen bislang nur Band 2 und 3 ins Deutsche übersetzt wurden. Für mich war dieser 3. Band zwar kein Meilenstein, aber ein solider Roman aus der frühen Besiedlung Amerikas verbunden mit einer zarten Liebesgeschichte, der dem Leser einige angenehme Lesestunden beschert.