Verschenkte Quadro-Möglichkeiten
So erfreulich es ist, wenn selbst die Deutsche Grammophon (DGG) bzw. ihr aktueller Nachfolgemulti eine alte Einspielung aus der Hochzeit der Quadrofonie auch als solche, nämlich im originalem Quadro 4.0, wiederveröffentlichen - in diesem Fall haben bei den interpretatorisch exzellenten Einspielungen von 1975/6 die Tontechniker den Raum nur als Beipack festgehalten. Raumklangliche Vielfalt, orchestrale Durchhörbarkeit und effektvolle Nahpräsentation der Orchesterformation haben sie nicht eingefangen.
Andreas Spreer (tacet), Dabringhaus und Grimm (MDG), Morten Lindberg (2L) und ein paar andere Kleinunternehmer produzieren heute mit mehr und besseren Ideen, den Mehrkanalton optimierend und klangerlebnis-bereichernd einzusetzen. Und Pentatone mit Wiederveröffentlchungen gelungener alter Quadro-Einspielungen belegt, dass es schon damals begnadete Tontechniker gab.
Die 4.0-Wiederveröffentlichungen von Carlos Kleiber (Beethoven, Traviata), Leonard Bernstein (Carmen) und weitere Großartigkeiten aus den 70ern sind hörbare Beweise dafür, dass es selbst bei DGG schon mal bewundernswert perfekte Quadro-Nutzungen gab. Neben künstlerischer Vollkommenheit, die natürlich immer und unbestritten vorrangig bleibt, hat man mit vier Tonkanälen einen bereichernden Zusatznutzen für den Musikgenuss vermitteln können.
In diesem Fall ist die stereofone Version hinreichend, weil die 4-kanalige (und erst recht die entbehrliche Dolby-Atmos-) Version nur vermatschenden Hall bringen. Puristen werden wieder nach 179,5 g LPs lechzen - am liebsten in mono?