Wenig wirkliche "Diamanten"
Die Idee zu solchen Videoboxen ist an sich gut. Für verhältnismäßig wenig Geld bekommt man eine unglaubliche Sammlung von Clips und Konzerten, die man sonst - sofern überhaupt möglich - mühsam zusammen suchen müsste.
Dennoch ist diese „Boney M“-Box mit Vorsicht zu genießen. Das ganze trägt zwar den Titel „Diamonds“, doch geboten werden eher die Reste des Archivs. DVD 1 zeigt jede Menge Fernsehauftritte, es sind vorwiegend jene, die es nicht in die ersten DVD-Sammlungen geschafft haben. Die einzigen Clips, die man als „Diamonds“ bezeichnen könnte, sind einige Clips aus dem englischen Fernsehen, wo „Boney M“ mit alternativen Playbacks auftraten. Sowie der einzige absolut echte Live-Auftritt, bei dem die „originalen Vier“ alleine mit einem Studio-Orchester „Daddy Cool“ aufführen.
DVD 2 zeigt ein Live-Konzert aus Irland 1978, das leider eine Schwäche der Band unterstreicht. Ihr eigenes Material trägt kein Konzert. Was sie selber wohl gemerkt haben und der Grund dafür ist, dass sie hier jede Menge Songs anderer Künstler covern, z.B. von Neil Young. Dafür aber ist die Performance der Band und vor allem der beiden Sängerinnen Liz Mitchell und Marcia Barrett erstaunlich souverän. Selbst Tänzer Bobby Farrell ist akzeptabel, wenn er mit der eigenen Stimme antritt. Ganz übel jedoch ist „Poland 1979“, ein Pseudokonzert mit Band in einer Art Arena, bei dem alles bis auf die Ansagen aus der Konserve kommt - inklusive Blenden am Ende.
DVD 3 zeigt ein 84er Live-Konzert aus Südafrika, hier allerdings mit dem Ersatzmann Reggie Tsiboe, der stimmlich eine ganz gute Figur macht. Eine akzeptable Show, der Soundmix ist jedoch nicht ausgewogen, insgesamt auch kein „Diamant“. Und was am Ende als „In Germany 1986“ geboten wird, ist grenzwertig. Angekündigt wird ein „Must-see“-Event, bei dem der zurückgekehrte Farrell und Tsiboe gemeinsam auf der Bühne stehen. Das ganze ist aber ein TV-Vollplayback-Auftritt, bei dem alle lediglich zu einem sehr langen Medley aus den Original-Aufnahmen mimen. Fazit: Vom Preis her okay, man findet brauchbares und interessantes Material, leider aber auch sehr viel dubioses. Dem Titel „Diamonds“ wird das ganze nicht gerecht.