Eine kulinarische Reise - sehr abwechslungsreich, unterhaltsam und außergewöhnlich!
Über den Autor:
Stephan Staats ist gelernter Koch, Kosmopolit und Weltenbummler. Seit 2004 arbeitet er auf diversen Mega-Yachten der „Schönen & Reichen“ als Schiffskoch, lernte dabei viele Länder, Sitten und Gerichte kennen und so manche Anekdote zu erzählen.
Zur Aufmachung:
Schon wenn man das Buch das erste Mal in die Hand nimmt, wird sofort klar, dass es sich um kein gewöhnliches Kochbuch handelt. Stolze 24 x 28 cm groß und 288 Seiten / 3 cm stark, liegt es schwer und gewichtig in der Hand – braucht also zwingend seinen Platz auf der Arbeitsfläche, um während des Kochens von Zeit zu Zeit einen Blick hinein werfen zu können. Das Hardcover ist mit dem dezenten Strukturprint sehr schön gestaltet, und auch der Innenteil ist mit vielen Fotos aus dem anscheinend privaten Archiv von Stephan Staat, kombiniert mit sehr schönen Illustrationen und Grafiken, sehr hochwertig produziert. Das Papier ist dick und griffig, und selbstverständlich dürfen auch ein Lesebändchen und ein zweiseitiger Index (286/287) nicht fehlen, die die Wiederauffindbarkeit der Rezepte erleichtern, wobei hier Rezepte und geografische Örtlichkeiten gemixt sind. Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, passt für mich aber zum Konzept dieses Buches. Alles in allem ein sehr hochwertiges Kochbuch.
Zum Rezeptteil:
Herzstück eines jeden Kochbuchs ist und bleibt nun mal der Rezeptteil, der rund 120 sehr abwechslungsreiche Rezepte umfasst. Den meisten Rezepten wird eine ganze Doppelseite gewidmet, von der die eine Seite eine stets ansprechende und sehr geschmackvolle Fotografie des Gerichtes zeigt und die andere Seite alles Wissenswerte zum Rezept selbst präsentiert. So finden sich zu den Rezepten jeweils Angaben über die Zubereitungszeiten, eine kleine „Einleitung“, eine sehr übersichtliche gestaltete Zutatenliste sowie eine praktisch gegliederte und leicht verständliche Zubereitungsanweisung. Die Rezepte selbst hat der Autor nach den verschiedenen Regionen des („erweiterten“) Mittelmeers wie folgt gegliedert:
Frankreich, Monaco (ab S. 10): 9 Rezepte, vom Klassiker Brioche (S. 13), über eine fantastische Quiche Lorraine (S. 17) bis zu den kleinen Sünden namens Macarons (S. 28).
Spanien, Portugal, Balearen, Kanaren (ab S. 36): Insgesamt 19 Rezepte, von denen uns insbesondere die „Albóndigas“ (Spanische Fleischbällchen aus dem Ofen, S. 50) sowie die „Papas Arrugadas con Mojo picón“ (die typischen kanarischen Kartoffeln mt Mojo – S. 69) angesprochen haben. Stilecht kann man sie auch mit dem schönen Sangría Rezept von S. 77 genießen, Urlaubsfeeling pur!
Italien, Korsika, Sardinien, Malta (ab S. 78): Insgesamt 26 Rezepte, angefangen bei einer sehr einfachen Anleitung zur eigenen Herstellung von frischem Mascarpone (S. 81 – wirklich ganz einfach!), über eine leicht zu handhabende Balsamico-Reduktion (S. 82 –lange haltbar!), klassisches Pesto (S. 86 – einfach lecker), ein Basisrezept für einen Pasta Teig (S. 99 – schnell und einfach lecker - inklusive Tipps zum Färben des Pasta Teigs wenn das Auge mitessen soll) bis hin zur süßen Sünde „Torta di Castagne e Cioccolato“ (Maronen-Schokoladen-Torte – S. 107).
Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien (ab S. 134): 12 Rezepte, von denen wir von der „Tarator“ (S. 139 – eine leckere, schnell zubereitete und frische Joghurt-Gurken-Suppe) und dem Granatapfelsaft / -sirup (S. 143) begeistert sind. Hier darf natürlich auch ein originales Cevapcici-Rezept nicht fehlen (S. 150). Ein Geheimtipp, den wir im nächsten Frühjahr ausprobieren wollen, ist der „Regrat Cvetje Vino“ (Löwenzahnblütenwein - S. 161).
Griechenland, Türkei, Zypern (ab S. 162): 14 Rezepte, die vom „Joghurt-Soufflé mit Vanille und Feigen“ (S. 167) über herzhafte „Spanolatkes“ (Spinat-Feta-Rösti - S. 168) bis zu Sesam-Filo-Päckchen (S. 195) reichen.
Ägypten, Libyen, Marokko, Algerien, Tunesien (ab. S. 196): 24 Rezepte, von denen es u.A. die „Molokhia“ (Spinatsuppe und Maispoullarde - S. 201) und das „Khabza bil Ashab“ (Kräuterbrot – S. 218) in unsere Stamm-Rezeptsammlung geschafft haben. Aber auch Hummus (S. 205), Couscous (S. 222), Marokkanischer Minztee (S. 225) und Harissa (S. 232) zählen für mich zu den besten Rezepten dieses Teils.
Israel, Gazastreifen, Syrien, Libanon (ab S. 240): 18 sehr spannende und ausgefallene Rezepte, wie z.B. das aus der Not geborene „Knackige Gemüsebeet“ (S. 248), die „Shorabit“ (Linsensuppe, S. 259) oder auch das leckere Tahini-Zitronen-Dressing (S. 270).
Der Rezeptteil ist insgesamt außergewöhnlich abwechslungsreich und bietet neben unbekannten regionalen Spezialitäten auch viele gut nachzukochende Rezepte für Klassiker, die oftmals schnell selbst zubereitet sind und eine tolle Alternative zum Kauf aus dem Supermarkt bieten (wie z.B. bei der Balsamico Reduktion oder dem Pesto).
Wie bei Rezepten aus „fernen Ländern“ nicht untypisch, weisen manche Rezepte Zutaten auf, die man nicht im nächstbesten Supermarkt um die Ecke bekommt, wie z.B. die französischen Merguez-Würstchen, Topinambur oder Johannisbrot-Melasse. Mit ein wenig Planung im Vorlauf ist das aber kein Problem (oft gibt der Autor auch Tipps, wo man die Zutat erhalten kann). Sonst kann man sich auch oftmals mit Alternativen behelfen. Dann ist es zwar nicht mehr original, aber dennoch lecker!
Zum „literarischen“ Teil:
Wie bereits erwähnt, ist „Staats´ Geheimnisse“ kein herkömmliches Kochbuch. Denn der Autor plaudert zwischendurch auch immer wieder aus dem Nähkästchen und wird in den 15 Storys durchaus sehr persönlich. So macht er keinen Hehl daraus, dass das Leben als Schiffskoch auf den Mega-Yachten nicht immer nur eitel Sonnenschein ist. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Zeiten ohne Beschäftigung (in denen der Autor tatsächlich obdachlos war), Lebenskrisen, (zu) viel Alkohol, vollkommen schief laufende Seemans-Rituale und last but not least die Naturgewalten auf See, wo eine ältere 32-Meter-Yacht gegen 10-Meter-Wellen ankämpfen muss und sich die Besatzung schon fast vom Leben verabschiedet hat. Spannend zu lesen!
FAZIT:
Sehr abwechslungsreich, sehr unterhaltsam, sehr außergewöhnlich! Ein tolles Gesamtpaket!