Diesseitige Erinnerungen
Die momentan doch eher multimediale Präsenz der Sophie Pacini
wird in rein musikalisch einschlägiger Hinsicht schon recht kompakt umschrieben: "Burschikos und vehement geht Pacini zur Sache, weiß aber gerade mit dynamischen Effekten so zu agieren, dass das Dramatische perfekt ausgeleuchtet wird ... langweilig wird es einem keine Sekunde lang, wenn Sophie Pacini in ihrer ›Erinnerung‹ wühlt. Sie gibt ständig ›volle Pulle‹, spielt manuell überlegen zupackend mit rundem Ton und üppigem (dazu üppig aufgenommenem) Klang.
- So what? Nunja, vielleicht ist es ihre etwas zu selbstgewisse und zu vorlaute, musikalisch einseitige und robuste Diesseitigkeit, die komplexe musikalische Kunstwerke noch eher kurzsichtig erfasst, und so den versiert Hörenden nicht wirklich künstlerisch überzeugt.
Pacini scheinen reflektive Schatten, Graustufen tieferer Gedanken Blässe und schillerne Vagheiten, noch allzu fremd.
Sie äussert sich als Pianistin z.B. frei und frank, eine Lili Kraus, die grosse Mozart Interpretin, nicht zu kennen, so als wäre Rubinstein mit Chopin ein unbeschriebenes Blatt, und kapriziert sich bei der a-moll Tonart auf ihre recht egozentrische Befindlichkeit, spricht von einer kühl-fahlen, todesknöchrigen, kränkelnden Harmonie.
Dabei stehen die beiden grossen Klassiker hochromantischer Konzerte für Klavier, die von Schumann und Grieg, keinesfalls knöchrig-fahl, eben in dieser a-Tonart.
Da muss man als Musikerin schon recht ignorant, selbstherrlich und-oder dämlich sein, wenn man auch solche Gemeinplätze äussert:
»Musik ohne Erinnerung ist nicht möglich« Ach, echt, wirklich?
Ihr 'Rimembranza'-Album klingt dabei weniger nach musikalischer Erinnerung (an was?), sondern mehr nach 'gesundem' statement, so spiele ich, Sophie Pacini. So what?