hochrangige brahms-konzerte aus leipzig
die neue dg-einspielung aus leipzig unter riccardo chailly und den exzellenten musikern des gewandhaus-orchesters, das auch die uraufführung mit dem grossen geiger und brahms-freund joseph joachim dieses ihm zugeeigneten konzerts verantworteten, gehört fraglos zu den grossen der neueren interpretationen.
eine auch klangtechnisch schöne, voll-schlanke, struktur-durchleuchtete (nebenstimmen, phrasierung) aufnahme, ohne über-akzentuierungen, aber mit sinnvollen zäsuren - ruhig gestimmter (aus)gelassenheit - allegro non troppo - alles musikalisch überzeugend.
ein einwand jedoch zur solo-kadenz (die joachim damals mit brahms erarbeitet hat):
repim wählt nicht joachims, wie andre, sondern die von heifetz, der sie so fulminant zum klingen brachte, schlackenlos, absolut souverän. ein vergleich ergibt viel für den super-heifetz, weniger für repims allzu auf sicher gehendes heifetz-kadenz-management - con brio!...möchte man repim rufen.
das den zweiten satz eröffnende adagio-thema spielen die erstklassigen leipziger bläser als samtweich zueinander fliessendes bläser-cantabile, welches repim mit sonorem geigenton schlank, ohne romantische druck-verzuckerung (a la mutter), aufnimmt, immer gesangvoll, innig-beseelt - aber nicht sentimental.
aus dem finale - allegro giocoso, vivace non troppo!, s.adagio - wird kein margyarischer puszta-reisser, sondern orchester und solist dosieren das vivace ohne paprika-pfeffer klassisch-rhythmisch präzise mit vollem schwung aus einem guss.
bleibt noch das doppelkonzert - ja-aber was für eine sang- und klang offenbarende einspielung! die eigentliche entdeckung dieser brahms-konzert-produktion!
nie ein front-runner der konzert-literatur, ein eher eckig-sperriger und verkopfter kompositions-spätling (po.102) des brahms: eine die alte freundschaft beschwörende musikalische handreichung zu joachim, seinem geiger, mit dem brahms sich überworfen hatte.
eine schwere kunstgeburt vom cello(brahms) zur violine(joachim) zum miteinander im konzertierenden ausdruck der verbundenheit. - man hörts gewichtig, auch mit der erleichterung des flott abschliessenden konzertanten vivace non troppo.
nach dem mitschnitt des wdr-rundfunks mit zehetmair und meneses unter kurt sanderling habe ich dieses brahms-spätwerk nicht mehr musikalisch so einsichtig und klanglich einfühlsam gehört.
repin und der cellist truls mork zum ersten mal gemeinsam, aber sogleich mit einem übereinstimmendem sinn für ausdruck, phrasierung, tempo - morks kernig-schlanker, nie
brummender cello-klang harmoniert wie eine singende klangrede mit repims geigenton - ein erstklassiges duo, demnächst hoffentlich häufiger gemeinsam zu hören!
alles in allem: sehr empfehlenswert.