Martha, die musikalische Flamme
Zu ihrem 75ten haben sich alle Mega-MusicPlayers, DG, EMI-Warner und Sony, hier mit allen ihren Aufnahmen, eine Box einfallen lassen als Dankeschön für die womöglich beste lebende Pianistin.
Denn wer sie live erlebt hat, so in Berlin mit Chailly, Abbado, Dutoit, Barenboim, wird kaum nicht beeindruckt gewesen sein. Die Argerich ist immer präsent, man sieht, spürt und hört direkt die musikalische Botschaft. Man muss nicht alles gleichsam von ihr mögen - ihr Beethoven oder Mozart war nie so mein Fall - doch die Sony-Box versammelt vor allem drei ihrer herausragenden Aufnahmen: eine fulminante, sprühend-funkelnde Strauss Burleske, live unter Abbado aus Berlin, das so selten und so gewitzt gespielte D-Dur-Konzert von Haydn und eine adäquat emphatisch-romantisch wie subtil gespielte, grossartige C-Dur-Fantasie von Schumann, dem die Argerich, wie Kempff, Horowitz oder Richter, schon andernorts ihre einzigartige künstlerische Referenz erwies, sie mit den Kinderszenen und Kreisleriana. Schumann, ein Argerich special, und man hört es mit jeder nie pauschal-richtigen, sondern immer eigenständig-engagierten Darbietung.
Bryce Morrison, der einzigartig hochkultivierte britische Klavierpapst beim 'Gramophone' Magazin formulierte Argerichs ausserordentlichen Status so: wenige Pianisten vereinnahmten so lebendig wie Argerich den schidzophrenen Romantizismus Schumanns, der dachte, er könne sich selbst zu Tode singen.
Wer, wie auch immer div.geschmacksorientiert, solche Kunstleistungen hier anonym pauschal abwertet, sollte sich schlichtweg abmelden und den Stecker ziehen.