zeit vergeht...
sollte je eine jahreszeit einfluss auf musik gehabt haben, dann bei Carla Bley's neuer platte Andando El Tiempo. aufgenommen im november im jahr 2015 in lugano spiegelen sich für mich alle assoziationen, die ich mit diesem monat verbinde in diesen kompoitionen wieder.
ich sehe nebelverhangene wälder mit unbelaubten bäumen, leichten niederschlag auf einer spiegelnden wasserfläche, wolkenfetzen die an bergspitzen hängenbleiben...
ich höre fein austarierte triomusik, wunderbar aufeinander abgestimmt, unaufdringlich das klavier, warm das saxophon und lyrisch der bass!
im mittelpunkt steht das dreiteilige, titelgebende stück Andando El Tiempo. beeindruckt durch die unterschiedlichenen stadien der suchtkrankheit eines freundes, findet Carla Bley einen subtil adäquaten ausdruck für die leiden, die sich kreislaufartig bis zur unerträglichkeit steigern, die daraus resultierende betroffenheit des aussenstehenden, hilflosen beobachters bis hin zur überwindung der sucht, hin zu einem gesunden und nachhaltigem leben. wunderschön und unaufdringlich in szene gesetzt von klavier, bass und saxophon.
schön ist, dass die pressung mit der brillanten aufnahme mithalten kann. nebengeräusche, knackers und rauschen fehlen - das ist wunderbar, helfen einem die stücke doch darüber hinweg, dass der november feucht, kalt und trist ist!