Nur Mut!
"Zettel's Traum" (der Apostroph ist original) mit einem "Bewertungstext" bedenken zu wollen, ist anmaßend. Was ich ganz bescheiden dazu sagen kann: Das Buch ist lesbar. Niemand verlangt, daß man alles begreift - bereits die Sachen, die man knackt, sind erbaulich genug. Und im Prinzip bemüht sich Schmidt immer darum, die Dinge klarzustellen (viele Anspielungen sind sogar mehr oder weniger klar referenziert, aber wer macht sich schon die Mühe, das nachzuschlagen...), also ganz im Gegensatz zu so bewußt verwirrenden Büchern wie Ulysses oder Zauberberg. Ein paar Voraussetzungen sollte man allerdings erfüllen: Man sollte generell einigermaßen belesen sein, denn es gibt viele literarische (und auch einige musikalische) Anspielungen. Insbesondere ein paar Sachen ausgerechnet von Edgar Poe (Gordon Pym, Rodman, eine Auswahl der Kurzgeschichten) sollte man kennen, bedauerlich, denn Poe ist einer der miserabelsten Autoren überhaupt. Aber in dem Buch wird viel über Poe schwadroniert, es wird auch sehr viel über ihn geblödelt und er kommt nicht gut weg. Manchmal ist des Poe-Theoretisierens zuviel, das sechste (von acht) Großkapiteln animierte mich dazu, das Buch zwischendurch auf "Zettel's Krampf" umzutaufen - im wundervollen siebten Kapitel habe ich dann Abbitte geleistet. Und dann ist es sehr hilfreich, sich den einen oder anderen Text im Internet durchzulesen, Reemtsmas Simultanlesung und Schmidts Radiobeiträge zu hören (alles auf cd verfügbar) - und vor allem für den Einstieg ein bißchen Geduld und Offenheit mitzubringen. Kräftige Arme, um das Buch zu halten, sind auch kein Nachteil... Ansonsten: Unverzagt hinein ins Abenteuer, man schaffts in 6-10 Monaten locker (d.h. eigentlich mit reichlich Verspannungen im Schulterbereich), und es gibt wesentlich mühsamere Bücher.