Von Worten zu Taten: Wie können sich Studierende in der Nachhaltigkeitsdebatte zurecht finden?
Schon der schlaglichtartige Einstieg macht klar: von diesem Buch kann man einiges erwarten. Kurz hintereinander werden die größten Nachhaltigkeits- (und Menschheits-)probleme aufgezeigt: Emissionen, Bevölkerungswachstum, Umweltkatastrophen von Fukushima bis Deepwater Horizon. Das Thema Nachhaltigkeit ist aktueller und drängender denn je, nur: Wie bringt man Struktur und System in ein komplexes Thema und das auf gerademal 268 Seiten? Wie erfüllt ein wissenschaftliches Buch den Anspruch umfassend, korrekt und aktuell zu informieren?
„Nachhaltigkeit“ ist eine Einführung für Studierende in eines der Megathemen unserer Zeit. Es liefert dabei was der Buchrücken verspricht: ein Einstiegs- und Überblickswerk. Fürs Erste kann man nicht mehr erwarten, denn obwohl vielleicht die Wissenschaft in Sachen Klimawandel kaum noch Zweifel offen lässt, ist sie im weiteren Feld der Nachhaltigkeit oftmals noch angreifbar. Dies gilt besonders für den „Business Case“ des Nachhaltigkeitsmanagements. Hier braucht es pragmatische Lösungsansätze und weiterführende Bücher, die Studierenden diese vermitteln. Aber um sich in der Nachhaltigkeitsdiskussion zurechtzufinden, ist das Buch definitiv ein Gewinn.
Im ersten Teil beginnt sie mit der Geschichte und Bedeutung des Konzepts. Dabei beschreibt sie nicht nur die Entwicklungen und Trends der Nachhaltigkeit, welche mit dem Klimawandel und der Ressourcenverknappung zusammenhängen, sondern auch ökonomische Aspekte dieses Phänomens (Korruptionsbekämpfung, Verbraucherschutz, sozial verantwortliche Investitionen etc.) oder dessen soziale Dimensionen (u.a. Menschenrechte, Steigerung der kulturellen Vielfalt). Im zweiten Teil geht sie auf die Umsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips in Politik, Wirtschaft, Recht und Wissenschaft ein.
In Form einer kleinen Zeitreise durch die Jahrhunderte erfolgt eine hilfreiche, weil grundlegende Einordnung des Konzepts. Dies öffnet den Blick für die Vielfältigkeit des Nachhaltigkeitsbegriffs. Nach der Lektüre ist jeder Student in der Lage der Diskussion zu folgen und sich eine eigene begründete Meinung zu bilden. Damit ist das Hauptanliegen des Buches erfüllt und schon deshalb ist das Buch den Kauf wert.
Besonders interessant sind dabei die verschiedenen Faktoren, die zur Entwicklung des Nachhaltigkeitsbegriffs von einem in der Forstwirtschaft verorteten Begriff bis hin zu seiner heutigen Stellung in der Mitte der Gesellschaft, geführt haben. Die abweichenden konzeptionellen Zugänge sensibilisieren dabei dafür, dass sich das Konzept unterschiedlich verorten lässt.
Pufé macht den Studierenden von Anfang an klar, weshalb sie diesen konzeptionellen Unterbau benötigen. Denn das Grundproblem der Nachhaltigkeit ist es, dass generell alle dafür sind – aber nur, weil sie unterschiedliches mit dem Begriff verbinden. So wird aus der trockenen Begriffserklärung schnell eine spannende Diskursanalyse. Durch die Beispiele für Nachhaltigkeitsprobleme am Anfang wird der Leser angeregt, Bezüge zu seinem Alltag herzustellen und über das Buch hinaus zu denken. Dies wird noch durch die im Text eingepflegten Aufgaben und QR-Code-links verstärkt, die das Buch um spannende und vor allem aktuelle Hintergrundinformationen ergänzen. Damit weckt das Buch beim Leser nicht nur Interesse, sondern auch Erwartungen
Ein großes Plus des Buches ist es, diese Erwartungen in späteren Teilen des Buches aufzugreifen. Denn statt im Begrifflichen zu verharren, sucht die Autorin sehr schnell den Praxisbezug. Sie zeigt, wie das Konzept Nachhaltigkeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bürgergesellschaft, Recht und Wissenschaft angewendet wird und welche Herausforderungen in diesen Bereichen bestehen. Dieser Ansatz sensibilisiert dafür, wie aus Worten Taten werden können.
Dabei gelingt der Autorin die Gradwanderung zwischen einer zu oberflächlichen und einer überkomplexen Darstellung der Materie. Auch wenn vielleicht zu jedem Kapitel umfangreichere Abhandlungen und Problematisierungen erforderlich sind: Das ist nicht immer das, was die Welt braucht. In der Gesellschaft, in Unternehmen und auch im akademischen Betrieb braucht es gerade das Überblickswissen, das die Komplexität noch in wesentlichen Punkten überschaubar macht. Dadurch werden auch Nachhaltigkeits-Einsteiger nicht abgeschreckt. Im Gegenteil: es ist nicht auszuschließen, dass Studierende nach der Lektüre konkrete Handlungsimpulse mitnehmen.
Fazit
Anschaulich, eingängig, didaktisch klug aufgebaut und durch zahlreiche Beispiele und Fakten gestützt, erläutert dieses Buch das viel diskutierte Phänomen der Nachhaltigkeit. Pufés Einführung zum Thema Nachhaltigkeit bietet einen weitreichenden Überblick auf die aktuelle Diskussion. Nach der Lektüre ist jeder Student in der Lage der Diskussion zu folgen und sich eine eigene begründete Meinung zu bilden. Damit ist das Hauptanliegen des Buches erfüllt und schon deshalb ist das Buch den Kauf wert.